"Die letzten Wochen vor der Ernte führten stufenweise von einem anfänglichen Pessimismus zu einem zufriedenen Optimismus
, lächelte Anthony Barton von Léoville-Barton."
"Im August gab mir mein Önologe Jean-Claude Boissenot die Vorgabe, dass wir einen Jahrgang 1984 zu erwarten hätten. Eine Woche später verbesserte er, dass es eventuell ein 1988er werden könnte. Noch eine Woche später erhöhte er seine Pokervoraussage auf einen möglichen 1996er. Beim Verkosten der ersten Lots berichtigte er, dass der Jahrgang noch viel besser gelungen sei."
03: "Extrem dunkles Granat-Violett mit schwarzen Reflexen. Bereits in der Nase eine Aromenorgie von Cassis, Flieder, Zedern und Trüffel, sehr intensive Fruchtprägung. Cremiger, feingliedriger Gaumen mit einer fast wahnsinnigen Konzentration, sensationelle Adstringenz, schwarze Kirschen, Teakholz und extrem lange Rückaromatik. Wie schafft es auch dieser Barton nur wieder so locker mit den allerbesten Klasseweinen des ganzen Bordelais fast im Spazierengehen mitzuhalten? Wieder eine Meisterleistung vom Grandseigneur Anthony Barton. Bravo! (19/20)."
09: "Leuchtendes Rubin, mittlere Dichte. Viel rote Johannisbeeren, fast schon Himbeersirup in der Nase, leicht laktisch, Kochschokolade. Saftiger Gaumen der aber auch hier rotbeerig bleibt, wirkt frisch, jung und doch mit viel Trinkgenuss. (18/20)."
12: "Erstaunlich tiefe Farbe für einen 2002er. Süssliches, dezent kompottiges Bouquet, Frühstückpflaumen, laktische Noten, Moccajogurth, dunkle Röstnoten. Rund schmeichelnd, sehr gefällig, aber auch etwas easy. Jetzt wohl in seiner ersten, rund 10 Jahre andauernden Genussreife. Ein Gastro-Barton! (18/20)."
12: "Sattes Purpur, karmesinroter Schimmer. Offenes, delikates Bouquet, rote Kirschen und Süssholz, faszinierend und beschwingt, völlig clean und geradlinig. Seidiger, saftiger Gaumen, auch hier leicht und so richtig die Finessen dokumentierend. Ein enormer Spass. Die Vinifikation ist sehr ehrlich und wie heisst es doch so schön? Ehrlich währt am Längsten. (18/20)."
13: "Für einen 02er eine erstaunlich dunkle Farbe zeigend. Rote Kirschen, etwas Pflaumen, Bastholz, von feinem Duft mit einem leicht kompottigen Touch im Hintergrund. Saftig, elegant und erstaunlicherweise schön seine initiale Frucht bewahrend, die Tannine passen zum eher leichten Körper. Macht sehr viel Spass und ist eine sehr gelungene Schlechtwettervariante. (18/20)."
14: "Aufhellendes Weinrot. Das Bouquet zeigt eine dezente grüne Würze darunter dunkle Pflaumenhaut, kaltes Tee-Extrakt, hat durch seinen feinen Eucalyptustouch eine gewisse Napa-Affinität. Im Gaumen mit feinen mürben Tanninen, wirkt – für den Jahrgang – vielleicht etwas zu extrahiert oder der Grundwein hat einfach unlogisch viele Tannine abbekommen. Trinkt sich aber gut und ist als Business-Lunch-Essbegleiter sicherlich ideal. (17/20)."
17: "Sechsliterflasche! Extrem dunkle Farbe, schier Schwarz. Vielleicht lag dies auch daran, dass wir einen ziemlich grossen Schluck ins Glas bekamen, weil es der Tischwein war und aus einer Imperialflasche stammte. Wir tranken ihn beim Dekantieren um 17 Uhr und ein paar Stunden wieder, war er nicht wirklich viel weiter. Die Nase schwarzbeerig, dunkle Hölzer, Rauch, viel Lakritze und – was für einen grossen Saint Julien sehr typisch ist – Zedernduft ohne Ende. Im Gaumen aromatisch, sehr saftig, die Tannine sind fein und der Wein hat Länge und Eleganz. Mittlerer Körper bei unglaublich viel Aromatik. Das kann so nur Bordeaux! War dies dieser berühmte Grossflaschenbonus? Man könnte es meinen! Diese «Impi» aus einem nicht grossen Jahrgang war mir verwundert augenreibende 19-Punkte wert!"
René Gabriel 17/20
Quelle: www.bxtotal.com