Bordeaux aus der Appellation Fronsac
Fronsac - sprudelnder Quell bezahlbarer Bordeaux
Ginge es darum, die aktuell am meisten unterbewertete Region in Bordeaux zu benennen, fiele die Wahl eindeutig auf die Appellationen Fronsac und Canon-Fronsac. Dabei gab es Zeiten, in denen die Fronsac-Weine sogar höher angesehen und bewertet waren als die aus Saint-Emilion und auch Pomerol. Im 17.Jahrhundert besaß Kardinal Richelieu hier Weingüter, und die Weine wurden bei Hof getrunken. Herrschaftliche Häuser am Ufer der Dordogne zeugen aber davon, dass durch den desaströsen Feldzug der Reblaus die Winzer ihre besten Parzellen aufgaben und auf die Reben in Flußnähe, wo regelmäßige Überschwemmungen deren Fortkommen aufhielten, setzten. So ist es nicht verwunderlich, dass die Fronsac-Weine mit der Zeit ihren einstmals guten Ruf nicht mehr rechtfertigen konnten.
1925 bildeten sich die ersten Syndikate zur Vermarktung der Weine, 1936 wurde die Appellation Cotes de Fronsac ins Leben gerufen (seit 1976 nur noch Fronsac), 1964 die von Canon-Fronsac. Substantiell unterscheiden sich die beiden Appellationsordnungen nicht, so dass heute die Frage im Raum steht, wofür es zwei unterschiedliche Ursprungsbezeichnungen gibt.
Fronsac bildet eine hügelige Landzunge, die im Süden von der Dordogne und im Osten vom Isle begrenzt wird und an Libourne angrenzt. Die Böden bestehen überwiegend aus Kalkstein, in den Ton und Sand eingelagert sind. Je höher die Lage (bis zu 88 Meter über NN), desto höher ist der Kalksteinanteil. Die hügelige Topographie bedingt eine gute Drainage einerseits, führt aber zu sehr disparater Parzellengestaltung.
Aktuell kommen einige der feinsten Bordeaux im Preisrahmen um etwa 20 Euro aus Fronsac, und es ist überaus verwunderlich, dass aus der Summe von vorzüglicher Qualität und niedrigem Preis keine Prestigezunahme resultiert. Denn die Freude an moderaten Preisen ist das Eine, das Versagen von Investitionsmöglichkeiten, die noch bessere Qualitäten ermöglichen würden, das Andere.
Fronsac-Weine zeichnen sich im Allgemeinen durch ihre frühe Zugänglichkeit aus, verfügen aber auch über ein gutes Reifepotential.