Clos du Jaugueyron
“Mit großer Leidenschaft und empathischem Gespür, in der Manier eines Bildhauers, der mit visionärer Kraft der Materie die Form entlockt, arbeitet der tandembegabte Michel Theron, den ich für eines der größten, mit natürlichen Interpretationsgaben bestens versehenen Talente im Médoc halte, daran, in homöopathischen Mengen einen Prototypen präziser Cabernetdistinktion in Genese zu bringen. Ein wenig erinnert mich Michel an Friedrich Gulda, jenes überragende Musikgenie, das doch immer nur Talent sein wollte, indem er dezent im Hintergrund, ohne jedweden Anflug von Allüren, daran tüftelt, das hervorzubringen, was andere nicht ansatzweise in der Lage sind, den Böden und den Reben zu entlocken.
Aus einer ursprünglich sehr kleinen Lage von 2ha (die Wurzeln des Weinguts reichen in das Jahr 1898 zurück, als in Cantenac ein 0,6ha großes Rebland, das sich aus zwei Parzellen, Petit Jaugueyron und Grand Jaugueyron, zusammensetzte, erstmals erwähnt wird) konnte er in den letzten Jahren durch Zukäufe sein Anwesen im Haut-Médoc nun auf 4,6 ha erweitern, so dass jetzt etwa 30 000 Flaschen vom Clos du Jaugueyron Haut-Médoc in Umlauf sind.
Es wäre seinem Wesen nicht angemessen, in reißerischer Deskription von einer Wunderbegabung, deren Stern über dem südlichen Médoc leuchtet (bis hinein in die nicht einen ha umfassende Rebanlage in der Appellation Margaux) zu schreiben.
Es kann aber nicht genug betont werden, mit welcher Konzentration, akribischer Hingabe und schöpferischer Energie daran gearbeitet wird, das, was in der großen Skala auf Pontet-Canet passiert, hier, im kleineren Maßstab eines Einmannbetriebs, abzubilden – ohne dabei Eklektizismus zu betreiben.
Michael Théron nenne ich tandembegabt, weil er sowohl in der Appellation Haut-Médoc als auch in Margaux jeweils einen gleichnamigen Wein, der sich aber durch das Dekor der Etiketten deutlich unterscheidet, hervorbringt.
Nachdem der Clos du Jaugueyron Margaux bis einschließlich des Jahrgangs 2009 eine Trouvaille - bei nur 1.000 abgefüllten Flaschen - war, ist der Wein seit dem Jahrgang 2010 eine Rarität, von der es nun etwa 6.000 Flaschen gibt.
Da Michel seinen Parzellen in Margaux etwas vergrößern konnte, auf nunmehr ca. 2,7 ha, wurde der Weinberg im Haut-Médoc auf ca. 3.55 ha verkleinert. Clos du Jaugueyron wird als Einmannbetrieb geführt, so dass Michel Théron die Weine so präzise wie möglich und so konsequent, wie es seiner Philosophie entspricht, ausarbeiten kann.
Wie kaum ein anderer versteht es Michel, den Weinen vom Clos du Jaugueyron Authentizität, Geradlinigkeit, aber auch Charme, Finesse und eine Gerbstoffqualität zu verleihen, die sie zur ersten Anlaufstelle machen sollten für all diejenigen, die den Charakter eines Haut-Médoc oder auch eines Margaux-Weins kennenlernen möchten.