Château Léoville Barton
In aedificaler Hinsicht kommen die Weine von Léoville Barton aus einem Keller ohne Château. Wenn Sie nun denken, das könne doch garnicht sein, schließlich ziere doch ein solches das Etikett, sind Sie einer Verwechslung erlegen: das Etikett von Château Léoville Barton zeigt die Chartreuse von Langoa Barton.
In gewisser Hinsicht führt die Pointe, dass das am längsten in einem Familienbesitz befindliche Grand-Cru-Classé-Weingut von 1855 kein eigenes Château zur Repräsentation besitzt, auf die Fährte, was des Nimbus des Weins betrifft: die Weine von Léoville Barton pflegen generell das understatement, die dezente Zurückhaltung – und sie mögen es nicht, zu früh in ihrer Entwicklungsphase gestört zu werden.
Eine kurze Geschichte von Château Léoville Barton:
Die Geschichte von Léoville Barton beginnt im Jahr 1725, als der einer irischen Händlerfamilie entstammende Thomas Barton sein eigenes Handelsgeschäft gründet. Er ist schnell erfolgreich und wird „The French Tom“ genannt. Zu jener Zeit verhindert das „Droit d’Aubaine“, nach dem Besitztümer von Nicht-Franzosen im Falle von deren Ableben an den Staat gehen, dass Thomas bereits Weinberge in Bordeaux erwirbt.
Sein Enkel, Hugh Barton kommt 1786 als 20-jähriger nach Bordeaux und ist schnell im Handel mit Weinen erfolgreich. Nach den Wirren der Französischen Revolution kann er 1821 Château Langoa Barton und 5 Jahre später, 1826, die Ländereien, aus denen sich heute Château Léoville Barton konstituiert, erwerben.
In 7.Generation kommt der 1902 in London geborene Ronald Barton 1924 nach Bordeaux und wird 59 Jahre später die beiden Châteaux Langoa- und Léoville Barton an seinen Neffen Anthony Barton übergeben. Dieser kam 1951 nach Bordeaux und wurde zum großen Inspirator der Weine von Léoville Barton, die seit den 50er Jahren immer weiter an Renommée gewinnen konnten und heute ob ihrer über alle Jahrgänge hinweg überragenden Qualitätskontinuität hoch angesehen sind.
Seit 1978 ist Lilian Barton Sartorius, die Tochter von Anthony, sowohl im Handelsgeschäft als auch für die beiden Weingüter verantwortlich tätig und wird nun bereits von ihren Kindern Mélanie und Damien in der 10.Familiengeneration unterstützt.
Charakteristik und Herkunft:
Die Weinberge von Château Léoville Barton umfassen 45 ha, die mit 72% Cabernet Sauvignon, 20% Merlot und 8% Cabernet Franc bepflanzt sind. Nach einer 2-bis 3 wöchigen Cuvaison werden die Weine meist für 20 Monate in zu etwa 60% neuen Fässern ausgebaut.
Den Weinen von Château Léoville Barton geht manchmal der Charme der Nachbarn von Poyferré etwas ab, dafür stehen sie auf einem sehr soliden, immer terroirverbundenen Fundament von hoher Tragkraft, die sich in diesem Fall im Alterungspotential niederschlägt.
Für lange Zeit galten die Weine von Léoville Barton als eine der günstigsten eines Deuxième Cru im Medec. In den letzten Jahren konnte man jedoch eine Angleichung der en-Primeur-Preise zwischen Barton und Poyferré beobachten.