Chateau Batailley 2015
In Pauillac hat sich in den letzten Jahren eine eigene Dynamik entwickelt, die weniger mit dem, was sich beispielsweise in Margaux oder auch in Pessac-Léognan tut, wo es um die Ausprägung unterschiedlichster stilistischer Spielarten geht, gemein hat, als eher mit fortschreitender Individuation im Sinne individueller Wesensvertiefung. Der Protopauillac Pontet-Canet ist hier ja nur das Zugpferd, an dem sich die anderen orientieren.
Auf Château Batailley geht man ebenso unbeirrt seiner Wege. Nun sind die Castejas keine Eklektizisten, die so einfach das übernehmen, was sich andernorts bewährt hat. Das in fünftem Rang geadelte Weingut, dem man durchaus nicht zu nahe tritt, wenn man ältere Jahrgänge als etwas verstaubt apostrophiert, schickt sich erfolgreich seit einigen Jahren an, das klassifizierte, moderat budgetaffine Mittelfeld der Edelappellation Pauillac, die ja kaum über ernstzunehmende Nicht-Klassifizierte verfügt, neu zu definieren. Leise, im Stil britischen Understatements, aber beharrlich, hat man hier in den letzten Jahren sowohl Weinbereitung als auch Kellerausstattung modernisiert und sich mit den richtigen Beratern zusammengetan.
Bewertungen:
Als ob es eines Beweises bedürft hätte, dass in der fünften medocainer Adelsklasse heute bisweilen Qualitäten erreicht werden, die dem Niveau entsprechen, das man früher nur von den ganz grossen Namen erwarten konnte, hat Chateau Batailley mit der Einführung seines Zweitweins und der damit verbundenen Selektion 2015 einen Pauillac präsentiert, der zum Träumen einlädt. Anders als der monumentale 2010er, der aktuell (noch) für Batailley referentiell ist, verkörpert der Jahrgang 2015 Eleganz, Transparenz und Ausgewogenheit.
Mit der Anmutung zarter Bestimmtheit, quasi unbeirrt auf Zehenspitzen, eröffnet der Batailley mit sehr distinkter, klarer, frischer und aromatischer Frucht die Verprobung, und das perpetuierende Kreisen des Glases entlockt zunehmend florale Noten, die die Zartheit der Erscheinung schon in der Nase unterstreichen. In dichtem, druckvollem, beeindruckend reinem und völlig reibungslosem Fluß roter und schwarzer Beeren und in einer Choreographie von synchronem und äusserst delikatem Tanningeschmeide gleitet dieser beachtliche Pauillac den Gaumen in erhabener Balance aus. In mäandrierenden Gaumenwogen mit feinem Säureschwung und einer erfrischenden Mineraliennote bildet er ein Finale von stupender Klarheit und Länge aus.
Matthias Hilse: 92-94 Punkte