96: Fassprobe (17/20):
"Dichtes, nach Edelhölzern riechendes Bouquet, geradlinig, eine feine Zimtnote darin, beerige Konzentration. Kräftige Tannine im Gaumen, blaubeeriges Fruchtspiel, Brombeeren, wirkt aber für einen Lynch-Bages aus einem derartig grossen Jahr eher schlank im Finish."
99: "Dunkles Granat-Purpur, sehr satt. Intensives, kirschiges Bouquet, zeigt sich noch sehr verschlossen, Krachmandeln-, Röstnote. Sehr fleischiger, mit konzentriertem Extrakt beladener Körper, noch massive Adstringenz, aufrauhendes Extrakt, braucht noch viel Zeit. Wird sich aber eher auf ein 18/20 Punktniveau einstimmen."
01: "Kein Verbrechen! Trotz massiven, aber reifen Tanninen, kann man ruhig mal einen Blick reinwerfen. Ein sehr voluminöser und auch fleischiger Lynch, der für mich mehr und mehr die Konturen des 85ers annimmt. Also – Freude herrscht (sicherlich in etwa acht bis zehn Jahren)."
03: "Langsam öffnendes Bouquet, pflaumige Töne, Schoko, schwarze Kirschen, etwas alkoholisch und somit sehr intensiv im Nasenspiel. Weicher, samtiger Gaumen, viel Malzspuren. Im Gaumen sehr aromatisch und erstaunlich füllig, angenehm stoffig, dabei leicht mehlig auf der Zunge bleibend, tolles Rückaroma. Ein wildes, ungestümes Pferd, das in zehn Jahren zum Grand National antreten kann. Geballter Pauillac-Power! (18/20)."
05: "Immer noch recht verschlossen, aber die ganz grosse Cabernet-Aromen-Palette zeigend. Und diese schwankt zwischen Pauillac und Napa hin und her… (18/20)."
06: "So jung dass er nicht nur verschlossen ist, sonder sich irgendwie taub stellt. Warten ist die beste Lösung, oder halt 5 Stunden dekantieren."
08: "Sattes, dichtes Purpur-Rubin. Frisches Bouquet, feine Ingwernoten darin, noch etwas reduktiv, Rosenpfeffer, Kokos, viel Pep zeigend. Satter Gaumen unerhört frisch und lebendig, hat noch wenig Evolution mitgemacht, grosser Wein der aber als Pauillac erstaunlich rotbeerig wirkt, wurde vielleicht ein paar Tage zu früh geerntet, zeigt in seiner Süsse fast eine gewisse Zinfandelaffinität, dicht im Finale, gewaltiger Druck, noch nicht in seiner vollen Genussreife."
10: "Wir tranken diesen Wein im Riu Rau in Javeau nach einer Altweinprobe mit grossen Weinen aus den Jahrgängen 1934 bis 1961. Der Lynch fühlte sich an wie ein sperriger Holzpflock. Man sollte nie zu junge Weine nach grossen alten trinken! (18/20)"
13: "Recht dunkles Weinrot, immer noch rubiner Rand. Erfrischende Fruchtnoten, blumige Noten, wirkt also etwas floral, dahinter versöhnliche Röstnoten. Im Gaumen wiederum sehr frisch, rote Fruchtnoten, gut stützende Säure, wirkt lang und ist auf dem Weg zur ersten Reife. Fehlt vielleicht insgesamt etwas an Druck, aber die 1995er haben ja auch meist mehr Finessen wie Power."
14: 1994: EINMAL MAGNUM – EINMAL DOPPELMAGNUM. Der Jahrgang 1994 wurde am BBC-Abend zwei Mal serviert. Einmal bei der Hauptspeise als drittes Glas aus der Magnum. Diese wurde am Nachmittag geöffnet, dekantiert, das Depot absorbiert und dann den «depotfreien» Wein in die ausgewaschene Magnum zurück dekantiert. Dann öffneten wir als «Schankwein» noch eine Doppel Magnum – just vor dem Servieren. Die Differenz war gering, doch zeigte die Magnum mehr Tannin-Charme, die Doppel Magnum etwas mehr Fruchtdruck. Degunotiz von der Magnum: Mittleres Granat, erste Reifeanzeige am Rand. Fein würziges, leicht kühles Cabernet-Bouquet, schwarzer Pfeffer, ein Hauch Eucalyptus, zeigt eine gute Tiefe und gibt sich noch etwas reserviert in der Nase. Im Gaumen mit mittelschlankem Körper, gut stützende Muskeln, klassischer Körperbau, aromatisches Finish. Er ist erst am Anfang einer wohl recht langen Genussreife, also lange dekantieren. (18/20)."
14: "Mittleres Granat. Das Bouquet gibt sich erstmals irgendwie zugänglich, nachdem er sehr lange Zeit verschlossen war. Im ersten Nasenanflug duftet es nach Zedern und so wähnt man sich fast eher im Saint Julien, dann feinwürziger Cabernet, die restliche Frucht greift langsam nach Terroir. Damit tut er sich vielleicht momentan etwas schwer und ist somit auch nicht der einzige 95er-Bordeaux in dieser Phase. Im Gaumen ist fast schon alles am richtigen Ort; die Tannine sind nahezu gereift und mit etwas Fett umgeben, das Extrakt hat noch dezent sperrige Flächen und zeigt somit das Verlangen nach weiterer Flaschenreife. Trotzdem hat er seinen Erst-Charme erreicht. Mit zwei Stunden dekantieren, kann man ihn in die erste Genussreife mutieren. (18/20)."
15: "Mittleres Weinrot, aufhellender Rand. Das Bouquet ist faszinierend, zeigt eine tolle Terroirsüsse, sowie Rosinen, Leder und einen Hauch von Eucalyptus. So richtig Pauillac und auch so richtig herrlich Lynch-Bages. Im Gaumen fleischig, und mit angerundeten Tanninen. Er zeigt viel Kraft ist aber dann doch auf einem erstaunlich weichen Trip. Er ist jetzt fraglos in einer sagenhaften, ersten Genussreife. Wobei er an der Luft noch zulegt."
René Gabriel 18/20
Quelle: www.bxtotal.com
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