Flaschengröße:
0.75
Alkohol:
13,5%
Klassifikation:
Klassifikation von 1855
Klassifikation Chateau:
2ième Cru en 1855
Genussindex*: 19/20 Punkten
Château Léoville Poyferré 2013
Saint-Julien ist die Gemeinde mit der höchsten Dichte klassifizierter Weine, und es ist durchaus nicht leicht, den einzelnen Gütern eine konzisen Beschreibung, die den Punkt der Distinktion am Besten trifft, zu geben.
Bei Léoville Poyferré hingegen darf man wohl vom feurigsten und damit wohl auch vom leidenschaftlichsten der großen Weine sprechen.
Verkostungsnotiz:
Mit dem Jahrgang 2013 ist etwas ganz ungeheuerliches in dem Segment Saint-Juliens, bei dem man erst auf das, was im Kompositum nach "Leoville" kommt, zuwarten muss, um zu wissens, worum es geht, passiert: es ist nicht, dass der Las Cases nicht der beste Wein des Trios wäre, es ist auch nicht, dass der Poyferre nicht direkt danach käme. Es ist die Inversion eines Bewusstseins, das sich darauf verlassen konnte, mit dem Barton immer den Günstigsten zu kennen.
So als hätten die Cuveliers die besondere Intuition, in einem Jahr, in dem man vieles falsch machen konnte, die diesbezüglichen Holzwege nicht zu beschreiten, sondern in Opposition dazu zu agieren, ist der Leoville Poyferre im Rahmen seiner Möglichkeiten so gelungen wie kaum ein anderer Wein in diesem Jahr. Wenn man die Annahme zugrunde legt, der Reiz des regelmäßigen Subskriptionskaufs eines Crus liege in der je genuinen Interpretation der Lage in Ansehung der in jedem Jahr eigenen Klima- und Terroirvolatilität, dann ist der in alphabetischen Dingen letzte Leoville erste Wahl bei Anwendung monetärer Konzession.
Selbst- und zielsicher balanciert der Leoville Poyferre 2013 auf dem Grat hedonistischen Aplombs, der sich so fein vom Boulevard auf der einen und karikierter Grazie auf der anderen Seite unterscheidet. Die Fruchtanmutung ist von feinsaftiger Souplesse und erhabener Klarheit, der Gaumenfluss ist druckvoll, ohne stürmisch zu sein, die Tannine zeugen von emphatischem Einfühlungsvermögen in die extraktorischen Möglichkeiten des Jahrgangs, das Summen der Aromen ist betörend, das Finale eklatant, lang und inspiriert.
Matthias Hilse: 92-95 Punkte