96: Fassprobe (17/20):
"Zarter Röstgeschmack, rot- und blaubeeriges Fruchtspiel, Veilchentöne. Süsses Extrakt, feingliedrig, die Struktur ist fast stoffig und zeigt eine ausgeglichene Adstringenz. Ein kräftiger, charaktervoller Pauillac mit sehr, sehr viel Potential, kann noch zulegen. Arrivage (17/20): Noch verschlossenes, relativ schlankes Bouquet, Fliedernoten, Marzipan (Bittermandeln?), wirkt zuerst etwas dumpf, dann legt er zu. Im Gaumen gut gebaut, zeigt Muskeln und eine gute Länge, kann vielleicht noch einen Punkt zulegen."
00: "Eigentlich hätte man, angesichts der Tatsache, dass Grand-Puy-Lacoste in letzter Zeit geniale Weine hervorgebracht hat sowie welches Potential im Jahr 1995 steckt, weit mehr herausholen können (18/20)."
06: "Recht dunkles Purpur mit viel rubinen Reflexen. Offenes, fein kompottiges Bouquet, die Frucht zeigt somit eine tolle Süsse, Kirschkonfitüre und Edelhlzer. Saftiger, feiner Gaumen, jetzt schon sehr viel Genuss bietend, milchige Textur, bis ins Finale viel Primärfrucht zeigend. Lebt momentan von seiner Frucht und macht jetzt soooooooo viel Spass. (18/20)."
08: "Was trinkt René Gabriel wenn er von einer anstrengenden Bordeauxwoche zurück kehrt und sich an einem der wenigen, sehr raren Wochenende zu Hause erholen will? Die Antwort liegt gar nicht so weit entfernt; einen grossen Bordeaux! Doch was für Einen? Welchen? Wenn ich in meinem Keller stehe komme ich mir vor wie vor 40 Jahren als kleiner Bube mit einem Einfränkler vor dem Kiosk in Ennetbürgen. Zuerst wird alles betrachtet. Dann wird das nicht in Frage kommende eliminiert. Dann eine Pre-Selektion im Kopf gemacht. Dann abgewogen mit dem in der Küche brodelnden Food. Mit den Gelüsten. Mit den Sehnsüchten. Mit dem Budget. Mit der Vernunft die sich gleichermassen mit der Unvernunft balanciert. Und noch viel mehr kleinen und grossen Erwägungen bis es zum «Zugriff» kommt. Auf dem Teller werden es frische Eglifilet auf teuren Italonudeln sein. Doch Fisch kann auch zu Rotwein passen, man müsste nur etwas Eschalotten mitbraten, etwas grünen Pfeffer lauwarm im Teesieb abspülen, den Fisch so richtig kross anbraten, mit etwas Worchesthiresauce nachhelfen und das Ganze mit einem Kalbsfond unterlegen. Also Rotwein! Aber auf keinen Fall einen Pauillac. Warum mir ausgerechnet das in den Sinn kam? Weil ich grad vor den Pauillac's stehe. Aber ich war doch jetzt eine Woche fort und meine Frau Karin liebt Pauillac's. Den Latour als Ersten. Aber der passt sicher nicht zu Fisch. Ihr zweiter Liebliingspauillac ist Grand Puy-Lacoste. Das wäre doch vielleicht was… Ich ziehe an einer GPL-Kiste. Die Versuchung ist gross eine der letzten Flaschen vom absolut genialen 1982er zu opfern. Doch dieser gehört sicherlich auf die Schlachtbank zu dunklem Fleisch. Der Blick fällt auf die Zahl 1995. Das ist es!!! Denn der letzte, ist drei Jahre her. Eigentlich ein halbes Jahr. Aber die Flasche auf dem Weingut hatte «Zapfen». Es war eh ein Zapfenabend damals, denn fast alle Flaschen die François Xavier Borie öffnete hatten irgendwie Korken. Also ist das ein guter Grund für eine neue Bewertung. Ich öffne den Wein und denke mir, dass es wohl schade ist, dass ich diesen Entscheid nicht schon Stunden zuvor gefällt habe, denn man kann einen Wein nur über längere Zeit vor dem Geniessen belüften wenn man ihn entsprechend lange zuvor öffnet. Doch es geht gleich los. Wuchtig, brombeerig, gewaltig, Cabernet in einer perfekten, würzigen, tabkigen Reife. Im Gaumen nur noch eine Viertelstunde lang adstringierend und dann auch hier beeindruckend loslegend. Ich geniesse den Wein zwei Stunden lang, setze mich dann an den Computer um diesen Text zu schreiben und überlege mir, wo ich diesen 19/20-Punktewein noch nachkaufen könnte. Er erinnert mich so sehr an den 1982er und kann mit grösster Warscheinlichkeit auch sein würdiger Nachfolger werden. Ich suche in allen möglichen Excel-Dateien von Händlern und Brokern. Leider negativ! Dann schaue ich kurz nach, ob wir an der nächsten Weinbörse-Auktion eventuell genau diesen 1995 Grand Puy-Lacoste eventuell im Katalog haben werden. Und es gibt 12 Flaschen! Ausrufpreis 80 Franken!!! Das ist für einen mittlerweile gereiften, ganz sicher grossen GPL gleich viel/wenig wie die jüngsten Jahrgänge in der Subskription kosten würden. Doch das ist jetzt weder Frage noch Antwort. Es geht darum, dass ein ganz grosser Bordeaux eventuell unter 100 Franken zu kaufen ist. Und wer sich für diesen Wein interessiert, muss weder gegen Amerikaner, noch Russen, noch gegen Asiaten bieten. Höchstens gegen mich… (19/20)."
15: "Dunkles Weinrot, nur fein aufhellend am Rand. Ein Traumbouquet filigran und doch füllig, schöne Zedernoten und Brombeerentouch, cremige Nase, bereits hier ist viel Charme fest zu stellen. Und im Gaumen geht es genau so weiter, alles ist voller Harmonie und dieser geniale hoch feine Pauillac trinkt sich fast von alleine. Eine richtige Delikatesse. Das ist einer der grössten 95er-Genuss-Values. (19/20)."
17: "Sehr dunkles Granat, feine Reife aussen. Fleischiges Bouquet, Wildbretnoten, wilder Cabernet, so zwischen Frucht und Terroir im Moment. Im Gaumen saftig, elegant, gut balanciert, unbeschwert und doch gross, so typisch Grand-Puy-Lacoste. Enorm viel Spass abliefernd. Vom Typ her wie ein grosser Saint Julien aus Pauillac kommend."
René Gabriel 19/20
Quelle: www.bxtotal.com
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