Château Calon Ségur 2011

Chateau Calon Segur 2011

Mit dem Jahrgang 2011 geht auf Calon-Ségur eine Ära zu Ende, denn am ersten Tag der Ernte verstarb im Alter von 87 Jahren Denise Capbern-Gasqueton, die mit ihrer rigiden, ja strengen, unbeirrbaren Art das Wesen ihres Weins aufs Beste selbst verkörperte.
Der 2011er Calon-Ségur wurde in der Orangerie ausgeschenkt, und die Aprilsonne versetzte den glasreichen Raum in einen gleißenden, zitrusbehauchten Hain. Ich konnte mit einem Mal verstehen, warum der Marquis de Calon, dem zu seiner Zeit neben Calon-Ségur auch Lafite und Latour gehörten, meinte, sein Herz sei in Calon.

Verkostungsnotiz:

Der farbmächtige Calon entwickelt eine dominant dunkelbeerige, leicht erdige, dezent florale, mineralienbehauchte Nase von hoher Anmut und beeindruckt am Gaumen mit einem aristokratisch distinkten, überaus klarfruchtigen, von feiner Extraktsüsse bereicherten, animierend frischen Saftfluss mit Brombeer-, Dunkelkirsch und Cassisnoten. Wie unter den großen Weinen vielleicht nur noch bei Haut-Bailly, ist der Wein genial in seinem Ursprung über die feinen Erdtonbeigaben verortet, ohne auch nur eine Spur rustikal dabei zu sein. In einem langen, aromenanimierten, brillanten Finale verabschiedet sich dieser das Herz Saint-Estèphe’s repräsentierende Wein, der die nördlichste Médoc-Troika mit Cos d’Estournel und Montrose komplettiert.

Matthias Hilse: 94-96 Punkte