Flaschengröße:
0.75
Alkohol:
13,5%
Klassifikation:
Klassifikation von 1855
Klassifikation Chateau:
5ième Cru en 1855
Genussindex*: 19/20 Punkten
Chateau Pontet Canet 2014
Bei Alfred und Melanie Tesseron wird in der Beletage verkostet, man muss also ein paar Treppen hochsteigen und ist dann in diesem wie zuletzt regelmässig in den Jahren zuvor auf einer Höhe, von der herab man mit dem Pontet Canet auf die meisten anderen Médocgrössen herabblickt. Das Weingut hat sich diese Position seit zwei Jahrzehnten hart erarbeitet, und in 2014 meine ich zum ersten Mal das Moment gewichener Anspannung in den Zügen der Protagonisten, zu denen natürlich auch der Direktor Jean-Michel Comme gehört, erkannt zu haben. Seitdem das Lachen der anderen dem Respekt der Eklektiker gewichen ist, seitdem alternative Ideen zum Weinbau keine Spinnerei mehr sind, sondern eine geschätzte Gangart, zu gesünderem und reiferem Lesegut zu gelangen, können die Macher von Pontet Canet sich etwas zurücklehnen und verschnaufen.
Bewertungen:
Mit dem deutlichen Hinweis, dass es in diesem tief farbsaturierten Einschank Einiges zu ergründen gibt, was sich ziert, sich einfach so und allen leicht verständlich zu zeigen, steht der Pontet Canet 2014 im Glas und erwidert die vorsichtige, geduldige und damit zeitenthobene Kreiselei mit immer neuen Bouquetkaskaden, in denen die Attributsträger in scheinbar wilder Unordnung, so als wollte die Kohorte der blauen Beeren nicht hintanstehen den leichtfüssigen Garriquenuancen, die fast ein Gastspiel aus der Provence vermuten lassen, gegenüber und das leise Summen frisch gepflügter, leicht feuchter Erde ebenso vernommen werden möchte wie der kühlende Minzehauch, zu einem olfaktorischen Konzert, das in sensibler Spannung zwischen akzelerierenden Crescendi und retardierenden Decrescendi oszilliert und den Gaumen in eine vorauseilend ehrfürchtige Haltung versetzt. Mit einer Fruchtattacke, die ihre Prägnanz aus der imposanten Reinheit der Beerenessenz, der animierenden Frische der Säureprägung und dem Herzstück fein eingelagerter Fruchtsüsse erfährt, schwebt der Protopauillac wie schwerelos im Gaumen, und es ist kein Tannin, obwohl es daran überhaupt nicht mangelt, das den Gleitfluss in irgendeiner Art, durch zu grobes Benehmen sozusagen, hindern würde. Diese 2014er Ausgabe einer grossartigen Pauillac-Verkörperung ist burgundisch elegant, filigran, vielschichtig ad infinitum, und gleichwohl eine Maulvoll Wein, ein Extraktschwergewicht in feinster Seide, ein Zauberer der Fülle und Komplexität, ohne je die Pfade der Reinheit, Klarheit und Noblesse zu verlassen. Zusammen mit dem grandiosen Montrose gelingt Pontet Canet in diesem Jahr die Neuvermessung von Länge im Wein.
Matthias Hilse: 95-97 Punkte