Bordeaux 2013 – ein erstes Resümee

Man konnte sich vorstellen, dass die Aktion des Hauses Pontet-Canet, den Primeurpreis 2013 zu einem Zeitpunkt festzusetzen, an dem die potentiellen Käufer sich noch kein eigenes Urteil davon bilden konnten, nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß. Aber nicht nur der Zeitpunkt stieß auf Unverständnis, mehr noch die Identität des diesjährigen Preises mit dem der Vorernte. Der gleiche Preis für einen als von Anfang an als inferior betrachteten Jahrgang? Wie bitte?

Sofern man mit den Primeurdingen etwas vertraut ist, weiß man, dass es keinem anderen Weingut in der Welt in den letzten Jahren gelungen ist, den Troß der anderen ähnlich konsequent mit immer neuen Entscheidungen und Eskapaden vor sich herzutreiben. Alfred und Melanie Tesseron ist es nun gelungen, nicht nur die Negociants, sondern eben auch die anderen großen Château, gehörig unter Druck zu setzen: die Negociants, den Wein zähneknirschend einzukaufen, und die regionale Konkurrenz, es genauso zu machen (den Preis bei dem vom letzten Jahr belassen) – oder „kleinbei“ zu geben und den Preis zu reduzieren, um anständig verkaufen zu können.

Um es vorwegzunehmen: es hätte keinen rationalen Grund gegeben, Pontet Canet 2013 günstiger anzubieten als 2012, denn er ist der Wein des Jahres, überragt alles, was Rang und Namen hat, und gehört ausnahmslos in jeden Keller, dessen Eigner’s Herz für Bordeaux schlägt.

Musste sich Pontet Canet in 2012, wenn man das in einer Wettkampfsprache ausdrücken will, noch Cheval Blanc geschlagen geben, so gibt es in 2013 niemanden, der dem biodynamischen Protopauillac das Wasser reichen kann. Eine ausführliche Verkostungsnotiz wird folgen, ich bewerte den Wein mit 95-97 Punkten.

Auf den Châteaux habe ich nicht selten von 2013 als dem Jahr des Terroirs gelesen. Wenn dem so wäre, hätten die Premiers einfach besser sein müssen. Es ist vielleicht etwas einfach formuliert, aber 2013 ist vor allem das Jahr derjenigen, die es sich durch konsequent hervorragende Arbeit in den letzten Jahren haben leisten können, wirklich nur das zu ernten, was für eine gute Interpretation des Jahrgangs etwas taugt – und deren Bestreben, sich nicht mit den bereits sehr guten Ergebnissen der jüngsten Vergangenheit zufrieden zu geben, ungebrochen ist. Naturgemäß sind dabei Erträge herausgekommen, die man sonst nur von irgendwelchen Spezialcuvées aus Châteauneuf-du-Pape kennt.

Wenn man sagen würde, Bordeaux 2013 sei aufgrund seiner Struktur der burgundischste Jahrgang der letzten 30 Jahre, so wäre dies auch wegen der aktuell stellenweise geradezu homöopathischen Mengen nicht falsch.

All denen, die sonst gerne die hohen Tannin- und Alkoholwerte kritisieren und als Grund anführen, lieber bordeauxabstinent zu sein, sei zugerufen: 2013 hat keine tiefdunklen Farbmonster, sondern Weine, auf deren Etikett beim Alkoholwert wieder eine 12 vor dem Komma steht, hervorgebracht. Hätte man in den letzten beiden Jahren nicht schon den Begriff „klassischer Jahrgang“ überreizt, für 2013 würde er passen, wie selten zuvor.

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