Der Winckelmann-Bordeaux 2012: Chateau Calon Segur

Man darf vermuten, dass aus dem Saint-Estèphe-Hegemonie-Zweikampf nun ein Dreikampf wird: der exuberant-exotisch-opulente Cos d’Estournel, der monolithische, unbeirrbare Montrose und der Herzenswein Calon Segur repräsentieren drei je sehr eigenständige, konsequente und beeindruckende Interpretationen nördlicher Médoc-Schönheit.

Calon-Segur-Ch-01

Heute hat Chateau Calon Segur seinen 2012er Preis lanciert, für den folgende Verkostungsnotiz dem Autor treffend erscheint (wohlwissend, dass es auch semantisch einfach gestrickte Verdikte gibt):

Man sollte es nicht als posthumes Insinuieren missverstehen, würde man eine gewisse Interferenz des Saint-Estèphe-Klassikers mit dem Herzen im Etikett und einem Hauch Rustikalität in den Jahren vor 2008 konstatieren. 2012, mit der ersten Ernte unter den neuen Eigentümern, kann man nicht anders als einen Großen Wurf filigraner Distinktion zu bezeichnen. Hier hat alles seinen Platz: wie in einem Maßanzug von einer der feinsten Haute-Couture-Adressen sitzt die fleischig-frische, brillantklare, dominant rotbeerige Fruchtanmutung in einem perfekt zugeschnittenen, seidig-zarten Tanninkorsett von feinstem Raffinement und tanzt mit einer pointierten und sehr animierenden Säureprise in harmonischem, energetischem Schwung einen Zungentanz von asketischer Reinheit und nobler Signatur, in dessen Reprisen sich ein diskret-charmanter Aromenhorizont von edler Einfalt, stiller Größe und stupender Dauer ausprägt.

Matthias Hilse: 93-95 Punkte

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