Mit Chateau Montrose publiziert heute der zweite Supersecond (nach Chateau Pichon Comtesse) seinen Primeurpreis 2012 unter der Kultmarke Lynch Bages. Diese Preisinversion dürfte richtungweisend sein im Hinblick auf die unterschiedlichen Auslegungsformen des Begriffs „Marke“. Die „Superseconds“, in deren Begrifflichkeit sich ja schon der Bezug auf die Premiers erschließt, sind durch ihre historische Verortung in einer weltweit anerkannten historischen Klassifikation (die eine Art unhinterfragbare Autoritätsinstanz darstellt) der wesenhaft schlüssigere Prognoseträger als ein Wein, der mit hohem Marketingaufwand „artifiziell“ in Position gebracht wird.
Chateau Pichon Baron Foto:© Matthias Hilse
Einzig der Protopauillac Pontet-Canet, der als Solitär in der Liga der retroavantgardistisch Entgrenzten spielt, kann es sich mit Erfolg erlauben, die Gesetze der Markeninklusion zu überschreiten, weil man hier seit Jahren seine Expertise als erfolgreicher Grenzgänger unter Beweis stellt.
Es ist überdies am Pichon-Geschwisterpaar deutlich zu sehen, wie unterschiedlich die empathischen Empfindsamkeiten, was das Verständnis der eigenen Kundschaft betrifft, einerseits in einem Finanzkonzern, andernstraßenseits bei einem Luxuswarenspezialisten, ausgeprägt sind.