…mehr als 100 Flaschen leer…

Der Stern veröffentlicht in der aktuellen NR. 50 auf den Seiten 126ff. eine Art „best-of-cru-bourgeois-Liste-2009“, bestehend aus 10 Weinen aus dem Médoc, die eine kundige Jury ausgewählt und als „bezahlbare, köstliche Festtagsweine“ gekürt hat.

Dass dabei AUX FINS GOURMETS gleich bei zwei Weinen als Bezugsquelle (weil günstigster Anbieter) genannt wird, freut uns sehr.

Was Medienpräsenz betrifft, ist Bordeaux 2009 der Überjahrgang schlechthin. So erklärt es sich, dass es im Gedränge der großen Nachfrage zu Stauungen bei der Belieferung kommt. Jenseits der Stern-Auswahl, die wir nett, aber nicht zwingend finden, möchte ich Ihnen folgende Empfehlungen für Weine, die bereits auf Lager und sofort versandfertig sind, nicht vorenthalten.

Château Villars 2009

Auf Château Villars hat man in 2009 einen äußerst beachtlichen, tiefpurpurfarbenen Wein mit feinem Beerenbouquet, das von leicht erdigen Tönen und dezent floralen Würzaromen unterlegt ist, bereitet. In klarem, frischem Fluß, mit reifer Beerenfrucht, kühlender Mineralik und guter Konzentration, füllt der sehr wohlbalancierte Saft den Mundraum aus und endet in einem pointiert saftigen Finale.

Château Villars 2009 0,75L für EUR 14,75 (EUR 19,67/L)

 Château Lanessan 2009

Seitdem die symphathische Kellermeisterin Paz Espejo die Geschicke des früher nicht selten staubig-patinierten Weins in die Hand genommen hat, befindet sich Ch. Lanessan im Steigflug und dürfte bald dort verortet sein, wo es in der historischen Klassifikation 1855 hätte sein können: in gefühlter Nähe zum tatsächlichen Nachbarn Gruaud-Larose. Das, was ich früher oft vermisst habe, ist nun wunderbar ausgeprägt: die Reinheit der Frucht, die Klarheit der Struktur, die feine Balance.

Château Lanessan 2009 0,75L für EUR 15,50 (EUR 20,67/L)

  Clos Manou 2009

Wenn Jean-Marc Quarin Clos Manou als „l’outsider numéro 1 sur la rive gauche“ bezeichnet, dann ist das ein großes Kompliment, dem wir nur zustimmen und Ihnen zur Animation unsere Verkostungsnotiz empfehlen können:

Im nördlichen Médoc, dort, wo man die Appellationsgrenze zwsichen Saint-Estèphe und Médoc überschritten hat, liegt der Ort Saint Christoly-Médoc. Zweifellos einer der beachtlichsten Weine der Appellation, die doch sehr unterschiedliche Stilrichtungen hervorbringt, kommt von Clos Manou, jenem 9ha kleinen Weingut von Francoise und Stéphane Dief, das mit einer Pflanzdichte von 10.000 Stöcken/ha bei den jungen Reben den modernen Weg der Ertragsreduzierung gegangen ist (den man nun auch auf Ausone anwendet).
Die tiefschwarze Farbe des Weins gibt erste Hinweise auf seine strukturelle Dichte, die Nase verströmt reiche und überaus aromatische Noten dunkler, hochreifer Beeren. Mit mächtigem Druck legt sich der überaus frische, feinwürzige, und im Sinne femininer Attitüden rassige Rebensaft auf die Zunge, und die zu Grunde liegende, feingewobene Tanninstruktur ist in so großer Balance mit der Frucht und der Säure, dass es des Verkosters ganze Überwindung fordert, das Schlucken zu verweigern.
Da nur etwa ein Drittel der Ernte in den Erstwein ging, ist die zu erwartende Verfügbarkeit bei etwa 20 000 Flaschen begrenzt – wenig Wein für die Fangemeinde, die er verdient hat. Die Assemblage besteht aus 56% Cabernet Sauvignon, 38% Merlot, 4% Cabernet Franc und 2% Petit Verdot. Die 14,2° Alkohol sind perfekt eingebunden.

Matthias Hilse: 92-93 Punkte

Clos Manou 2009 0,75L für EUR 23,90 (EUR 31,87/L)

Château Rol Valentin 2009

Rol Valentin war die Herzensangelegenheit von Eric Prissette, bis ein Angebot, das er, wie er mir sagte, „nicht ablehnen konnte“, die Familie Robin ans Ruder brachte. Umso spannender war der Moment, als wir vor ein paar Tagen die erste Flasche 2009 öffnen konnten. Für Saint-Emilion-Genießer ein unbedingtes Muss:

Nicht nur wegen des kleinen roten Herzens im Etikett ist Château Rol Valentin in den letzten Jahren mein Daueraspirant auf den „coup de coeur“ gewesen. Nach dem Eigentümerwechsel von der sympathischen Rugby-Legende Eric Prissette, dem ich aber mit seinem „Roc“ verbunden bleibe, auf die Familie Robin kann man mit dem Jahrgang 2009 nur Anmerkungen höchsten Entzückens verbreiten.
In brillantes Nachtschwarz gefasst verströmt dieser charmante Saftfruchtler sehr würzreiche Noten reifer Brombeeren und saftigem Cassis, in die kühlende Mineralienspuren, Veilchenduft und Lakritze eingewoben sind. Die konzentrierte, auf den Punkt reife Frucht benetzt in seidigem Fluss die Zunge und füllt den Gaumen in der eleganten Robe femininer Souplesse auf der Basis unprätentiösen Tanninschuhwerks in überragender Balance aus. Das Aromenspektrum ist weit gefasst und integriert in seiner Mitte konzentriert die zwar üppige, aber dabei höchst präzise Frucht mit ihrem feinsüssen Extrakt. Das Finale ist langanhaltend voll reichhaltigem Schmelz und distinkter Frische.
Ein saftig-frischer Saint-Emilion in üppigem Fruchtgewand und seduktiv-betörender Erscheinung.

Matthias Hilse: 93-94+

Château Rol Valentin 2009 0,75L für EUR 32,00 (EUR 42,67/L)

Château Les Hauts Conseillants 2009

Dieser seduktive Lalande-de-Pomerol ist zwar ganz anders gewebt als der ungleich berühmtere, ähnlichklingende Pomerol, überzeugt aber auf der hedonistisch-animierenden Fruchtschiene auf ganzer Länge. Auch und gerade ein Wein für diejenigen, die sich erst noch in das Thema Bordeaux eintrinken möchten.

Matthias Hilse: 90+

Château Les Hauts Conseillants 2009 0,75L für EUR 14,95 (EUR 19,93/L)

Château Godeau 2009

Von einem Nachbarn von Francois Mitjaville (Ch. Tertre Roteboeuf) kann man aufgrund der unverschämt günstigen Lage der Weinberge am Südhang des Plateau-Abbruchs in Saint-Emilion ja nichts Geringes erwarten. Daher haben wir im letzten Jahr etwas gemacht, was wir normalerweise extremst vermeiden: einen Wein einkaufen, den wir nicht verkosten konnten. Die hohe Wine-Spectator-Bewerung von 93-96 Punkten machte uns dann doch neugierig genug. Nun ist der Wein bei uns eingetroffen, und aus der Subskription sind noch ein paar Kisten verfügbar.

Dieses konzentrierte, hedonistische Fruchtelixir mit rassiger Aromatik und sehr guter Gerbstoffprägung ist für Freunde höherer Alkoholkunst ein wahres Eldorado. Verkosten Sie ihn über mindestens 3 Tage.

Matthias Hilse: 92-93+

Château Godeau 2009 0,75L für EUR 25,50 (EUR 34,00/L)

 

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