Ein starkes Arrivage-Sextett

In den gewöhnlich exzellent sortierten französischen Supermärkten finden in diesen Wochen die Foires aux Vins statt, die Weinverkaufswochen. Hier bekommt der Franzose das jetzt schon, worauf deutsche Konsumenten noch über ein halbes Jahr werden warten müssen: Die ersten Spitzenbordeaux des fabelhaften Jahrgangs 2009. Das ist besonders deshalb schade, weil dieses singuläre Jahr besonders in seiner jungen Fruchtphase nur eines verbreitet: Spaß, Spaß, Spaß. Kein Jahrgang der letzten zwei Dekaden ist von solch verschwenderischem, verführerischem Hedonismus geprägt wie 2009. Die Weine baden derzeit förmlich in himmlischer Cassissüße. Selbst kleine Weine weisen eine druckvolle Fülle und eine Opulenz auf, wie sie sonst nur großen Gewächsen vorbehalten ist. Schade um jeden Monat, den man sich nicht an dieser üppigen adoleszent knospenden Pracht erfreuen kann.

Wir finden diese Wartezeit ungerecht und haben darum unsere Kontakte zu den Negociants spielen lassen, um schon früher an wenigstens einige dieser Weine für unsere Kunden geraten zu können.

MILLE ROSES 2009 – MARGAUX

Der Margaux von Mille Roses gibt Ihnen einen schwelgerischen Eintritt in die transzendente Welt der Margaux-Weine. Jede Appellation hat ihre Eigenheiten. Kraft und Exotik in St. Estephe, schmeichlerische Wonne, in St. Julien, aristokratische Strenge in Pauillac und Seidigkeit in Margaux. Seit die Preise für alle Cru-Classé-Weine und selbst für die wenigen Cru-Bourgeois jenseits von Haut Médoc aber stark gestiegen sind, muss man immer höhere Eintrittspreise zahlen, um Zutritt zu diesem abgeschlossenen Gebiet zu bekommen. Mille Roses macht es uns hier einfach und schwer zugleich. Einfach, weil der Preis sehr niedrig ist und man dafür noch den Wein aus einem kleinen, exquisiten Weingut erhält, dessen Inhaber, Sophie und David Faure, gerade auf Biodynamik umsteigen. Damit ist noch kein neuer Pontet Canet geboren, aber ein Wein, dessen Besitzer sichtliche Ambitionen pflegt und seit etwa zehn Jahren Jahr für Jahr bessere Weine auf die Flasche zieht. Schwer, weil wenn Sie einmal die ätherischen Sphären von Margaux durchschritten haben, Sie auch zukünftig nicht mehr von diesem Genuss werden lassen wollen. Aber auch im Jahrgang 2010 wartet noch ein tausendblütriges Bukett von Margaux-Rosen auf seine Entdeckung!

Château Mille Roses Margaux 2009 0,75L für EUR 18,50 (EUR 24,67/L)

Verkostungsnotiz:

Von Gertrude Stein stammt das so vielsagend-orakelhafte:“Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose“. Im Falle von Mille Roses ließe sich eine ähnliche multipelduplizierte Identitätsverdichtung auf den Befund gesteigerter Terroirverhaftung in folgendem Sinn interpretieren: ein Mille Roses bleibt ein Mille Roses und wird es in Cabernet-Jahren noch mehr.
Dieser opulent fruchtexpressive Margaux-Newcomer, dessen Robe man als dunkelstpurpur bezeichnen könnte, verströmt eminent feinwürzige, hochseduktive Noten reifer roter Beeren und Früchte, die bei aller Konzentration viel Frische versprühen. Am Gaumen gefällt der überaus wohlbalancierte Wein durch den Accord feiner Fruchtigkeit, lebendiger Säure und feinstmaschigem, sehr gut integriertem Tannin. Mit in dieser Preisklasse beachtlicher Finesse durchströmt der sehr aromatische Margaux den Mundraum mit genügend Druck, um ihm das Prädikät „äußerst beachtlich“ zuzusprechen.
Ein Margaux moderner Fruchtausprägung mit viel Saft und Frische bei sehr gekonntem Holzeinsatz.Trinkreife: 2011, 2015 – 2026

Matthias Hilse 91-93 Punkte

Prieuré Canteloup 2009

Die Prieuré Canteloup, die sich seit 1939 im Besitz der Familie Germe befindet, ist eines jener in der rechtsufrigen Bordelaiser Umgebung gelegenen Latifundien, dessen ampelographische Geschichte bis in die Zeit vor der Reblausplage zurückreicht. Gerade heute, wo man immer mehr den Wert autochthoner Rebanlagen erkennt, ist dies von unschätzbarem Vorteil. In Zeiten des Klimawandels bekommt die historische Rebsorte Malbec fast so etwas wie einen Kultstatus – und hier sind die Reben 110 Jahre alt!

Château Prieuré Canteloup 2009 0,75L für EUR 9,50 (EUR 12,67/L)

Verkostungsnotiz:

Der mit einer „sleeper-of-the-vintage-Nase“ ausgestattete Bordeaux weiß das geduldige Schwenken des Glases zu belohnen mit feinsinniger, tiefstrukturierter Beerenfrucht, in die sich feine Würznoten mischen. Am Gaumen dominiert zunächst die rotbeerige Frucht, die dann, wie beim Einsetzen des zweiten Themas bei der Fuge, von reicher floraler Aromatik harmonisch begleitet wird. Die Balance aus Frucht, Säure und Tanninen ist bei einem Wein dieser Preisklasse beachtlich, das Finale animierend und lang.Ungewöhnlich für einen Einstiegs-Bordeaux, sollte man die Prieuré-Canteloup gut dekantieren, die Flasche am besten einen Tag vor dem Genuss öffnen – der Wein atmet lang ohne langatmig zu sein.

Matthias Hilse: 89 Punkte

Das 2009er Sextett wird komplettiert von:

Vieux Ch. Palon 2009 0,75L für EUR 13,75 (EUR 18,33/L)

Château Vrai Canon Bouché 2009 0,75L für EUR 22,50 (EUR 30,00/L)

Château de Reignac 2009 0,75L für EUR 19,90 (EUR 26,53/L)

Château Croix Mouton 2009 0,75L für EUR 11,00 (EUR 14,67/L)

Das 6er Probierpaket mit je einer Flasche dieser Weine finden Sie hier zu EUR 95,00 (EUR 21,11/L) versandkostenfrei

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