Pfingstgedanken

Das Internet als transzendentaler, räumlich entgrenzter, pantemporärer und ubiquitärer Ort enthemmter Unmenge schickt sich an, die finalmonopolen Giganten in virtuelle, hermetische, gerade dem Geist der Transparenz nicht mehr verpflichtete Parallelwelten zu separieren.

AkelaiDSC_6103Akelai                                                                                   Foto:© Matthias Hilse

Beispielhaft seien hier Facebook als behaviouristisch angehauchte Herzausschüttkammer beiläufiger Insignifikanz und Amazon als merkantiler Datensammelriese und Internetvielfaltsterminator genannt.

Beide haben es geschafft, die Ängste des Einzelnen vor Preisgabe drittnutzertauglicher Daten, wie sie etwa im dystopischen Dunstkreis um Aldoux Huxley und George Orwell interpretatorische Geltung bekamen, in willfährige Introspektion von beinahe grenzenloser Valenz zu transmutieren.

Der Preis der entgrenzten Zugänglichkeit ist ein nicht unerheblicher Verlust an Freiheit, weil die Quellen immer schon vorselektiert sind und die schöne und überaus reiche, eo ipso aber eben nicht prognostizierbare Welt  der Kontingenz, die unsere Lebensläufe mit immer neuen Wegmarken in Bezug bringen, der algorhythmisch vordisponierten, umso Vieles ärmeren Welt ökonomisierter, selbsterschöpfender Redundanz Platz macht.

Ein Schelm, wer glaubt, der Monopolist sei der weiße Ritter, der unsere Bedürfnisse zur bestmöglichen Opportunität bedient. Ein Blick in ehemals blühende Geschäftsstraßen beliebiger deutscher Großstädte zeigt in realiter, wohin die Reise im virtuellen Pendant geht. Punktuelle Effizienz zerstört weitläufige Vielfalt.

Bei Produkten, deren Vergleichbarkeit sich in Preis und Funktionalität erschöpft, wiegt der Verlust an Service wohl geringer als bei solchen, deren Genuß sinnliche Rezeption und damit eine Anleitung zur individuiert-sinnvollen persönlichen Auswahl bedingt.

Gerade in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche, in diesem Fall der sich rasant beschleunigenden handygebundenen atomisierten Kommunikationsflut, braucht es eine Avantgarde, die ihrer Zeit vorauseilende Inhalte auf eine zunächst ungewohnte Art und Weise vermittelt und damit eine Alternative bietet zum Machtkoloß standardisierter Uniformität.

In diesem Sinne werden Sie hier weiterhin von entdeckenswerten Weinen in einer Sprache, die sich um semantische Anerkennung ihres kulturellen Bezugs und ihrer stilistischen Größe bemüht – ohne dem Sprachkitsch ein Forum zu bieten, lesen können.

CannakelaiDSC_6119

Canna und Akelai als Duo                                   Foto: © Matthias Hilse

Da die persönliche Ausbeutung dort an ihre Grenzen kommt, wo der Geschäftstag die Herausgabe weiterer Stunden verweigert, ist das nicht immer zum bestverfügbaren Preis möglich. Die gezielte Vermeidung von Irrkäufen aufgrund einer auf den einzelnen Kunden fokussierten Beratung auf Grundlage seiner individuellen Trinkgewohnheiten ist aber ein Renditeaspekt, der es leicht mit der vermeintlich niedrigeren Offerte aufnimmt.

Dieser Beitrag wurde unter Bordeaux Subskription 2012 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.