Verkostungsnotiz Château Belair Monange 2010

Sowohl in der Neubennenung des Weinguts mit dem Bezug auf die Großmutter im Suffix als auch im Design des Etiketts dokumentieren Christian Moueix und sein Sohn Eduard den Willen zur kompromisslosen Zäsur. Während Château Belair unter Pascal Delbeck ein verstaubter Exot mit besten Anlagen war, haben seit dem Eigentümerwechsel im Jahr 2008 die moueix’schen Markenzeichen Finesse und Eleganz – und nicht zuletzt: stilsicherer Auftritt Einzug gehalten und verorten den Wein nun dorthin, wo er nach seiner Herkunft unbedingt gehört: in die hohe Klasse der Saint-Emilion-Aristokratie.

Die Reben sind nun im Schnitt 63 Jahre alt, und aus dem zum Großteil am Südhang des Kalksteinplateaus gelegenen 12,2 ha Rebland, das zu 85% mit Merlot und zu 15% mit Cabernet Franc bestockt ist, werden im Schnitt etwa 15.000 Flaschen gewonnen.

Verkostungsnotiz:
Der brillant-dichtpurpurne Belair Monange, dessen olfaktorische Offenbarung die distinguierte Aura eines ebenso zurückhaltenden wie schwerbelesenen „homme de lettre“, der das, was er sagen könnte, nicht in sprudelnden Wortcascaden, sondern in wohlintonierter Sprachabwägung äußert, trägt, verblüfft mit einer sehr reintönigen, dezente Beerenfruchtanklänge zeigenden, aber vor allem die mineralische Grundnote seines Terroirs überwältigend zum Ausdruck bringenden Nase von nobler Rasse. Fast schwerelos, in der Manier gleitender Eleganz, durchmisst der eminent klarfruchtige, von seidig-feiner Tanninunterlage getragene, superb steinassoziierte Saft den Gaumen und macht ihn dabei zu einem Resonanzraum substantieller Reinheit und schnörkelloser Verve. Auch wenn der Wein wahrscheinlich nie das Wesen der Perfektion verkörpern wird, ist er doch eine idealtypische Ausprägung großer Kalksteinterroirs und in seiner wesensimmanenten Konzentration authentischer als der nicht weite große Nachbar Ausone. Wie kein zweiter Saint-Emilion dokumentiert Belair Monange den Reichtum der Askese. Einzigartig und äußerst beachtlich!

Matthias Hilse: 96-98

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