Clos du Jaugueyron oder der Sinn von Subskription

Clos du Jaugueyron Haut-MédocDass wir ein uneingeschränkter Fan von Michel Théron und seinen Weinen vom Clos du Jaugueyron sind, ist den AUX FINS GOURMETS-Kunden nicht verborgen geblieben. Bisher streckte man den Kopf aber besonders weit aus der (Verkoster-) Masse, wenn man die Weine aus dem Haut-Médoc höher als passabel bewertete. Mit der heutigen Publikation im WEINWISSER (6/2011) schwenkt nun René Gabriel ganz auf unsere Linie, indem er dem von ihm selbst vor ziemlich genau einem Jahr mit 17/20 eingestuften Clos du Jaugueyron Haut-Médoc 2009 nun mit – wie soll man das anders nennen als „sensationellen“  – 19/20 Punkten bewertet. Wie könnte man schöner Sinn und Wert der Subskription erfassen als durch diese plötzliche und späte Aufwertung, die nicht für jeden überraschend kam.

Wie es zwar nicht der Zufall, aber die gute Gewohnheit, will, haben wir während der Primeurverkostungen 2010 auch den Clos du Jaugueyron 2009 nachverkostet. Dabei hat sich unsere letztjährige Bewertung exakt bestätigt (92-93+), und auch die Verkostungsnotiz bleibt aktuell.

Zitat aus dem AUX FINS GOURMETS Katalog „Bordeaux Subskription 2009“ vom Juli 2010:

„Mit großer Leidenschaft und empathischem Gespür, in der Manier eines Bildhauers, der mit visionärer Kraft der Materie die Form entlockt, arbeitet der tandembegabte Michel Theron, den ich für eines der größten, mit natürlichen Interpretationsgaben bestens versehenen Talente im Médoc halte, daran, in homöopathischen Mengen einen Prototypen präziser Cabernetdistinktion in Genese zu bringen. Ein wenig erinnert mich Michel an Friedrich Gulda, jenes überragende Musikgenie, das doch immer nur Talent sein wollte, indem er dezent im Hintergrund, ohne jedweden Anflug von Allüren, daran tüftelt, das hervorzubringen, was andere nicht ansatzweise in der Lage sind, den Böden und den Reben zu entlocken.
Aus einer ursprünglich sehr kleinen Lage von 2ha (die Wurzeln des Weinguts reichen in das Jahr 1898 zurück, als in Cantenac ein 0,6ha großes Rebland, das sich aus zwei Parzellen, Petit Jaugueyron und Grand Jaugueyron, zusammensetzte, erstmals erwähnt wird) konnte er in den letzten Jahren durch Zukäufe sein Anwesen im Haut-Médoc nun auf 4,6 ha erweitern, so dass jetzt etwa 30 000 Flaschen vom Clos du Jaugueyron Haut-Médoc in Umlauf sind.
Es wäre seinem Wesen nicht angemessen, in reißerischer Deskription von einer Wunderbegabung, deren Stern über dem südlichen Médoc leuchtet (bis hinein in die nicht einen ha umfassende Rebanlage in der Appellation Margaux) zu schreiben.
Es kann aber nicht genug betont werden, mit welcher Konzentration, akribischer Hingabe und schöpferischer Energie daran gearbeitet wird, das, was in der großen Skala auf Pontet-Canet passiert, hier, im kleineren Maßstab eines Einmannbetriebs, abzubilden – ohne dabei Eklektizismus zu betreiben.

Man darf es als Glücksfall ansehen, dass die Größe des Weinguts dazu führt, dass es für viele Verkoster, die in ihrem Bestreben nach Akklamation auf große Ernten angewiesen sind, unter dem Radar liegt.
So wird es nicht so leicht zu einer dem Winzernaturell widerstrebenden Hype um den Wein kommen – nur der gleichnamige Margaux, von dem es gerade einmal 100 Kisten gibt, hat seinen Weg in das Raritätenkabinett, in dem auch die Weine von Tony Ballu (Pierre de Lune) oder von Croix de Labrie versammelt sind, gemacht.

Verkostungsnotiz:
In hoher Farbbrillanz tiefdunkler Granattönung mit mittiger Konzentration und aufhellendem Umlauf verströmt der Clos du Jaugueyron nach längerem Schwenken feinwürzige, Frische verströmende Noten reifer roter und dunkler Beeren, in die Tabaknuancen, exotische Gewürze und ein floraler Hauch eingewoben sind. Mit druckvoller, dominant-beeriger Präsenz gleitet der eminent frische Saft den Gaumen aus und gibt im hin- und herwogenden Geschlürfe Zeugnis seines beeindruckenden Extrakts. Wie man es sich bei einen klassichen Médoc wünscht, mit animierender Frische und fleischig-saftiger Frucht, mit prägender, aber nie drückender Attacke, mit dem noblen Maß wohldosierter Kraft, gleitet der Wein gleichsam der Schwerkraft enthoben auf aristokratischem Tanninkorsett, das ihn fein und präzise definiert, und das keine Konzession an irgendeine Form der Gefälligkeit (wie bei manchem anderen Biturica-Wein) macht, in anregender Begleitung optimaler Säure einem von großer Lebendigkeit geprägten langen Finale entgegen.
In seiner in dieser Preisklasse im Médoc singulären Verbindung aus Kraft und Tiefe mit Finesse und Frische bei aromatischer Distinktion und höchster Fruchtpräzision ist er meine besondere Empfehlung an Sie.
Ein Wein, der Sie fordern wird, mit einem breiten Resonanzgeflecht für Cabernetsüchtige. 92-93+ Punkte“

Nachzulesen in unserem Bordeaux-Subskriptionskatalog 2009

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