Weinmarathon 2. Tag: 05. April 2011 Circle Rive Droit

Groß waren die Erwartungen vor der Pomerol UGC Verkostung auf Ch. La Pointe. Aber auch hier werden die Erwartungen nicht zur Gänze erfüllt. Pomerol zeigt sich ebenso heterogen wie St-Emilion und damit ebenfalls heterogener als noch im Vorjahr. Ganz hervorragend und aus der Reihe stehend präsentieren sich Ch. Gazin und La Conseillante. Letzterer mein absoluter Favorit bei der Verkostung. Hier wurde Großes geleistet. Etwas dahinter aber ebenfalls wunderbar Ch. Clinet.

Das herrliche Wetter treibt das Thermometer auf fast 25 Grad, als wir bei Ch. l’Eglise Clinet ankommen. Ich schwitze und hoffe, dass der Sommer noch ein wenig auf sich warten lässt. Diese Woche ist mein Körper mit seinem Sinnesinstrumentarium mein Arbeitswerkzeug, auf das ich mich restlos verlassen können muss. Die hohen Temperaturen sowohl Außen wie auch bei den Weinen führen dazu, dass ich mich immer wieder neu kalibrieren muss.

Dennoch wird l’Eglise Client zu einem Flirt mit der Perfektion. Hier hat man auf grandiose Weise den Jahrgang zu interpretieren verstanden. Machen wir uns nichts vor: jeder Jahrgang ist wie eine Partitur, die man auf unterschiedliche Weise spielen kann. Perfektion tritt ein – beim Wein wie auch beim musikalischen Erlebnis -, wenn das Ergebnis das Herz zu berühren imstande ist. Das mag man subjektiv nennen, aber ein anderes  Instrument als das eigene Subjekt steht nun mal nicht zur Verfügung. Der Objektivität wegen auf das perfekte, tiefere Schichten berührende Erlebnis zu verzichten, deucht mich zwar modern, aber nichtsdestotrotz falsch.

L’Eglise Clinet hat mit 2010 grandios Berührendes geschaffen. Präzision und Sinnlichkeit, höchster intellektueller Genuss und laszive Schwelgerei vereinen sich hier zu einem Monument. Ich gebe das erste Mal in dieser Kampagne 100 Punkte für diese Interpretation der Partitur 2010.

Der anschließende Besuch bei Alexandre Thienpont auf Vieux Ch. Certan setzt das Große fort. Er präsentiert uns ein Muster, das dem des letzten Jahres qualitativ in nichts nachsteht, die identische Rebsortenzusammensetzung aufweist und sich dennoch komplett anders schmeckend darbietet. Klassischer, etwas strenger, zurückhaltender, vielleicht sogar mehr intellektuellen Kontrapunkt innerhalb der Sinnlichkeit setzender – auf jeden Fall eine Interpretation größten Reizes, die der aus 2009 in nichts nachsteht.

Die Reise geht weiter auf der Circle Rive Droit zu einer Sammelverkostung in Zelten, die sich unerfreulicherweise für alle Beteiligten stark aufgeheizt haben. Die gefühlte Temperatur hat sich über die 30 Grad Marke geschoben. Die Weine sind zu warm. Hier besteht noch Lernbedarf.

Diesen hat man auf La Grape bereits beherzigt. Hier laufen in den Zelten Klimageräte, die die Temperaturen auf angenehme Durchschnittswerte drücken. Das kommt auch den Weinen zugute, die sich hier deutlich besser präsentieren können. Highlights hier Ch. Beauséjour Duffau und noch einige „kleinere Weine“, welche wir ebenfalls in unserem
Subskriptionskatalog noch näher beschreiben werden…

 

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