Weinmarathon 2. Tag: 05. April 2011 Graves und St-Emilion

Pessac-Léognan und St-Emilion standen auf dem Programm. Jeweils Sammelverkostungen. Was im Gegensatz zum letzten Jahr auffällt: es ist deutlich voller, belebter. Es scheinen jedes Jahr mehr Besucher aus dem Asiatischen zu kommen, aber auch Amerikaner hört und sieht man wieder mehr. Das war bei den Primeur-Verkostungen für den Superjahrgang 2009 anders. Da war die Präsenz der amerikanischen Kritiker und Einkäufer löchriger. Man setzt mit dem 2010er wohl wieder auf Aufschwung jenseits des Atlantiks!

Schließe ich also bei meinem letzten Eintrag an. Verkostung Pessac-Léognan auf Malartic-Lagavieres. Die Weine der Klassifikation Graves präsentieren sich überaus homogen. Da ist ganz großer Stoff im Glas!  Hier weiß das linke Ufer mit den 2010ern durchweg zu überzeugen. Überragend der Haut-Bailly! Das wird mal ein Traum von einem Wein. Definitiv auf Augenhöhe auch der Pape Clement. Der Wein könnte stilistisch etwas polarisieren, aber dass er der beste Wein der Geschichte des Weinguts ist, möchte ich hiermit konstatieren. Auch Domaine de Chevalier weiß restlos zu überzeugen. Superschön! Ein anderes Wort fällt mir in der Kürze der Zeit nicht ein.

Was alle Weine verbindet: Extraktdichte, Reife und Präzision. Sie sind messerscharf fokussiert und wirken ungemein frisch. Dass es zudem Langstreckenläufer mit ungeheurem Potential sind, steht außer Frage.

Dann am Nachmittag ans rechte Ufer nach Ch. La Couspaude und Ch. Villemaurine. Die Grand Cru Classés aus St-Emilion stehen auf dem Programm. Leider erwarten uns vor allem auf Villemaurine dann Muster, die bereits zu warm sind. Das ist bei Fassproben sehr ärgerlich, weil es die Weine stark verändert und dann schnell den Schwanentod sterben lässt.

Trotz der Widrigkeiten lässt sich erahnen: St-Emilion ist heterogen. Das waren die Weine schon aus 2009. Und die 2010er setzen das verstärkt fort. Das große Problem ist sicher dem Merlot geschuldet, der einfach die kleinste Überreife bestraft. Dann wirken die Weine breit und der Alkohol brandig.

Aber dennoch lassen sich auch hier wunderbare Weine finden. Die Highlights für mich: Figeac und Clos Fourtet. Der eine (Clos Fourtet) vom Merlot geprägt, der andere Cabernet-lastig (sowohl Franc als auch Sauvignon). Völlig unterschiedlich also, zudem sich auch die Böden (Kalk und Kies) recht deutlich zeigen. Was sie in ihrer Differenz verbindet, ist ihre Sinnlichkeit. Wer also die Überreife beim Merlot in den Griff bekam, konnte auch mit ihm hervorragende Ergebnisse erzielen.

 

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