Kann man Fassmustern trauen?

Stellen wir uns vor, der FC Bayern München würde am Ende der Saison freiwillig aus der Bundesliga ausscheiden. Und stellen wir uns überdies vor, dieses Beispiel, von dem man ja eigentlich erwarten würde, dass es den Ehrgeiz derer, die zuvor recht regelmäßig leer ausgegangen waren, anstacheln müsste, nun ein Vakuum zu besetzen, würde dergestalt Schule machen, dass andere Vereine nun mit Begründungen wie etwa der, dass man diese Allpräsenz in den Medien eigentlich keinem mehr zumuten könne und man daher die Bundesliga als solche in Frage zu stellen sich nun entschlossen habe, nachzögen.

Warum ich das als Weinhändler schreibe? Weil genau das in bezug auf die Bordeaux Subskription gerade geschieht. Wenn Michel Bettane nun auf seiner Webseite (http://www.mybettanedesseauve.fr) mit, wie ich meine, larmoyantem Unterton nach den Bedigungen der Möglichkeit der Verkostung von Weinen, die noch nicht in Flaschen gefüllt sind, fragt, so stellt er nicht zuletzt sein professionelles Tun der letzten Jahre damit in Frage. Fast bekommt man den Eindruck, er habe da bei den Primeurproben nur mitgemacht, weil er ja gar nicht anders konnte. Weil Parker es ja vorgemacht habe. Natürlich sind einige Dinge, die er ins Feld führt, als Hindernisse im Parcous der Fassprobenkür kontingent dergestalt, dass der eine Verkoster z.B. den Wein bei Regen verkostet und ein anderer bei Sonnenschein. So what?

Entweder, man beantwortet die grundlegende Frage, ob Fassmuster sinnvoll und potentialrelevant sind mit „ja“ und liefert sich damit der Annahme aus, in einem Fassmuster (das natürlich die Assemblage der späteren Abfüllung repräsentieren muss) sei alles das schon enthalten, was im reifen Wein zur Geltung dringen wird, oder man meint, Fassmuster und späterer Wein seien zwei Paar verschiedene Schuhe mit der Folge, dass es dann auch keine Primeurproben geben dürfe.

Schaut man sich die Primeururteile namhafter Verkoster aus den letzten drei Dekaden an, wird leicht ersichtlich, dass nur wenige Weinkritiker so etwas wie Perfektion in ihren Bewertungen für möglich gehalten haben, selbst nicht in solchen Jahrgängen wie 2009 und 2010, wo diese ja offensichtlich fast schon epidemisch in den grossen Terroirs ist.

Mir scheint, die Flaschenentwicklung verläuft äusserst selten anders, als es man es aus den Fassmustern heraus bereits zu prognostizieren vermag. Und wenn Sie als „amateur du vin“ lesen, der Wein habe sich doch wesentlich besser entwickelt, als man es habe vorhersagen können, liesse sich diese Allgemeinaussage durch Pronominalsubstitution entsprechend kondensieren.

Vieux Château Mazerat 2009 z.B. war von Anfang an ein grandioser Wein, auch wenn er von den meisten Profis „übersehen“ wurde und Parker ihm am Anfang auch nur 91-93 Punkte zubilligte.

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