Der Wineterminator adelt Pettenthal GG 2009 von Kühling Gillot

Es gibt Momente, da fühlt man sich als Verkoster mit seiner Meinung in der Hinsicht etwas unwohl, als das Resonanzgeflecht ähnlichlautender und semantisch fundierter Urteile so rar ist wie Sand am Strand von Kalamata. Schließlich steht der Händler immer im Verdacht, sein Urteil eher verkaufsoptimierend als sachgerecht zu formulieren. Wenn es jemanden gibt, den man diametral dort verorten würde, wo das Urteil bar jeder Befangenheitsvermutung der eigenen Wahrnehmung und Einschätzung folgt, also genuin unabhängig ist, dann ist das im deutschsprachigen Raum der Wineterminator  Dr. Achim Becker. Auf seiner Webseite wineterminator.com findet sich eine aktuelle Verkostungsnotiz zum Nierstein Pettenthal GG 2009 von Kühling Gillot, die ich hier zitieren möchte:   „Großes Kino der ungemein stoffige, komplexe 2009 Pettenthal Riesling GG von Kühling-Guillot, frisches Backwerk in der Nase, sehr mineralisch mit langem Abgang der kräftige Gaumen. Immer noch verdammt jung, aber da kamen schon mal gut und gerne 95+/100 ins Glas. Nach oben ist da für die nächsten Jahre noch viel Luft.“ (Quelle: http://www.wineterminator.com/weinkritik/weinmomente/august-2012.html).

Die eigene Verkostungsnotiz, die durch eine aktuelle Verkostung aus der Magnum bestätigt wurde, liest sich wie folgt:

„Es deutet auf die erhabene Position im Portfolio der beiden Weingüter hin, dass der Nierstein Pettenthal Riesling GG eine Solitärlage ohne korrespondierenden Ortswein ist. Während die Lage Ölberg sich bereits leicht dem Rhein entwindet, ist das Pettenthal in der steilsten Uferhanglage Rheinhessens überhaupt verortet. Gerade in den für die Reife wichtigen Spätsommer- und Herbsttagen erreichen die Sonnenstrahlen die Trauben dadurch in optimaler Navigation. So kommt es zu einem einzigartigen natürlichen Konzentrationsprozess, an dessen Ende aus kleinbeerigen Trauben quasi das Kondensat einer großen Lage eingebracht wird. Alles an diesem Wein ist groß! Im Vordergrund des weitgefassten Bouquets zeigen sich reife gelbe Früchte von berauschend-klarer Distinktion, wohinein sich bei fortschreitender Schwenkbewegung feine Rauchnoten und Tabaknuancen einweben, gefolgt von kühler Mineralienunterlegung. Mit erhabenem Druck legt sich der fast ölige Rebensaft auf die Zunge und fesselt in kompromissloser Attacke die gustatorische Aufmerksamkeit bis an die Grenze der Rezeptionsfähigkeit. Dieser geniale Grenzgänger erfordert die volle Konzentration des erfahrenen Genießers und wird noch den ausgebufftesten Conaisseur dazu herausfordern, sein Erfahrungsterrain neu abzustecken. In gewisser Weise ist das Pettenthal ein schlafender Riese, denn anders als beim Frauenberg, der von vorneherein intellektuell herausfordert, ist die jugendliche Pettenthal-Frucht, der Anker, der scheinbar Halt gibt. Aber erst wenn dieser Anker im Alterungsprozess sich in seinen Ursprung diffundiert, wird der Wein zu seiner vollen Geltung kommen. Nichts für Schnellverkoster.“
Matthias Hilse: 96-98/100, 2010 bis 2035

Sie finden den Wein hier.

Dieser Beitrag wurde unter Bordeaux 2010 Primeur abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.