Bordeaux Subskription 2011

Jeder neue Jahrgang wirft die Frage auf, wo er denn im Konzert seiner „Vorgänger“ einzuordnen sei. Als Dritter nach zwei überragenden Jahren zu kommen, ist zunächst ein entwaffnend nüchterner Tatbestand. Also, da sind sich eigentlich alle einig, liegt das Kompensationspotential in den Preisen für die begehrtesten Crus, denn, auch das ist klar, das bürgerliche Mittelfeld hat hierzu überhaupt keinen Spielraum. Nach den ersten Veröffentlichungen gestern kann man im Moment nur mutmaßen, wohin die Preisreise geht.

Was die Qualität anbetrifft, kann man jedoch bereits jetzt sagen, dass jenseits der vermutlichen Beschattung durch das glorreiche Jahrgangsduo 2009 und 2010 2011 in der Spitze ein äußerst beachtlicher Jahrgang ist. Eine vergleichbare Breitenwirkung wird er nicht entfalten, man kann ihn aber auch nicht ernsthaft mit solchen Jahren wie 2002, 2004 oder eben auch 2007 vergleichen. Denn diese Jahrgänge zeichnen sich ja gerade durch den Mangel an Größe in der Spitze aus. Diese Jahre waren teilweise unreif und mit viel Regen in der Ernte „gesegnet“. 2011 sind dagegen insbesondere die Cabernetsorten (Cabernet Sauvignon aber auch Cabernet Franc) voll ausgereift. Die besten Terroirs haben vollständige Reife ermöglicht und wo diese Gegebenheiten nicht vorhanden waren, konnte durch extreme Selektion unter Inkaufnahme großer Ernteverluste viel erreicht werden. Generalisierungen zum qualitativen Niveau verbieten sich in diesem Jahrgang. Aber dort, wo er gelungen ist, habe ich 2011 regelmäßig (auf der linken Seite) mindestens auf dem Niveau von 2008 verkostet, manchmal sogar auf dem Niveau von 2009. Grundsätzlich gilt aber „Trau schau wem“.

Wo die Preisgestaltung es zuläßt, ist selektive Subskription also zu empfehlen. Wunder bei der Preisgestaltung wie 2008 darf man freilich nicht erwarten. Dafür erhält man in 2011 dort, wo vor allem im Weinberg sehr gut gearbeitet wurde, unglaublich frische, harmonische, im besten Sinne klassische Weine mit moderatem Alkoholniveau und das beileibige nicht nur in den Gebietsspitzen. Wie am Sortiertisch wird auch bei der Offerte aufmerksame Auslese nötig sein. Dabei wird es nicht mehr um die Premier Crus gehen. Aber die Zahl der Weine, die auf dem Niveau der ersten Gewächse arbeiten, ist 2011 im Vergleich zu den Vorjahren nicht kleiner geworden. Und bezüglich späteren Nachkaufens sollte sich niemand etwas vormachen. Das Angebot ist vergleichsweise gering, nochmals geringer als die schon kleine Ernte 2010.

Momentan kann man eine Entwicklung beobachten, die darauf hinausläuft, dass sich neben dem bewährten Subskriptionsmodell das „Kauf bei Verfügbarkeit-Modell“ etabliert. Anders als viele Auguren das prognostizierten, entwickeln sich manch boomende Märkte eben nicht zu Subskriptionsmärkten. Das heißt aber nicht, dass die Weine dort nicht gekauft würden. Sie müssen nur lieferbar sein. Die bordelaiser Châteaux sind nun in der bequemen Lage (das natürlich noch verstärkt durch die erfolgreichen letzten Jahre), ihren Wein nicht mehr en primeurs verkaufen zu müssen.

Dieser Beitrag wurde unter Bordeaux Primeur 2011 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.