Flaschengröße:
0.75
Alkohol:
14%
Klassifikation:
Klassifikation von 1855
Klassifikation Chateau:
3ième Cru en 1855
Genussindex*: 19/20 Punkten
Château Calon Segur 2014
Zu den natürlichen Faktoren, die das Erscheinungsbild der Weine aus Saint-Estèphe in den letzten Jahren verändert haben, gesellen sich zunehmend, wie nun zuletzt im Fall des "beherzten" Calon Segur, die persönlichen in Gestalt von Eigentümerwechseln. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass es in der nördlichsten Médocappellation gerade zu einer Neuausrichtung der dortigen Pyramidenspitze mit Cos d'Estournel, Montrose und Calon Segur kommt. Die Wege, die dabei beschritten werden, könnten unterschiedlicher kaum sein -sehr zum Vorteil der Kunden, die an stilistischer Spreizung der Terroirinterpretation interessiert sind.
Wer in den letzten Jahren der Lebensspanne von Madame Gasqueton Calon Segur besucht hat, dem konnte nicht entgehen, dass der Muff, der sich unter ihrer rigiden Autorität aufgrund von Frischluftmangel etablieren konnte, auch das Potential des dritten Himmelsgestirns am Saint-Estèphe-Firmament durch Erstarrung beschnitt. Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau; um aber zu verstehen, was sich an Veränderungen im Weingut gerade vollzieht, ist es sinnvoll, die Gründe für den vorherigen Modifikationsstau zu kennen.
Bewertungen:
Ob zu einem Calon Segur der Geruch von Erde gehört wie der der Strasse für Robert de Niro in "Es war einmal in Amerika", wird man dann feststellen, wenn bei der Arrivageverkostung der Stilschwenk als Verlust an Terroirhaftung gedeutet wird. Calon Segur hat nämlich in seinen Jahrgang 2014 ein Maßwerk eingearbeitet, das ganz das Filigrane, Feine, Erhabene betont, das Fruchtornament, das anmutiger nicht sein könnte, aber in einen Extraktkorpus eingebettet, der im Vergleich zu den vorherigen Editionen eher etwas opulent geraten ist und von ausschließlich neuem Holz gesäumt wird. Dass die stilistischen Modifikationen am "Model Calon Segur" gleichwohl einem Wein Bahn gaben, der überwältigend balanciert und ohne jedwede Hemmnis, wie sie etwa ein Mangel an Gerbstofffinesse verursacht, den Gaumen mit aromatisch und mineralisch flankierter Fruchteleganz verblüfft, ist dem grossartigen Taktgefühl von Vincent Millet zu verdanken. Gelingt es, die das Fruchtzentrum umlagernde Peripherie dauerhaft mit einer etwas selbstbewussteren Definition zu umgeben, ohne dass dabei Ursprung verloren geht, werden noch viel mehr Kunden als jetzt schon das Weingut als "coup de coeur" einstufen mit entsprechenden Folgen für den Preis.
Matthias Hilse: 93-96 Punkte