"Ein grossartiges Cabernet Franc-Jahr. Die echten Cheval Blanc-Kenner werden trotz seiner defensiven Art die Grösse erkennen. Für viele andere wird jedoch das grosse Potential im Moment noch unerkannt bleiben, weil der sonst splendide und Fülle verleihende Charme des Merlots fehlt. Das kann für die ersten Jahre ein leichtes Handicap für ihn sein. 97: Fassprobe (18/20): Im ganzen Barriquenraum riecht es aromatisch nach Cabernet Franc und so duftet denn auch der Wein selbst! Sehr würziger, fast nelkenartiger Duft, viel Cabernet Franc-Präsenz, florale Noten, Lorbeerblätter, eine defensive, aber stützende Süsse darin; äusserst aromatisch und ausladend, viel Tiefe. Fleischiger Gaumen, viel Stoff und Souplesse, konzentriertes Extrakt, jedoch noch etwas bitter, gutes Rückaroma, im Finale Heidelbeeren. Kann noch zulegen."
99: "Würziges, noch verschlossenes Bouquet; Gewürzkuchen, Nelken, Irish Moos und schwarzer Pfeffer, herrlich dicht und eine schöne Extraktsüsse bereits von der Nase her zeigend. Im Gaumen viel Stoff, sehr konzentriert und dadurch fast eine noble Bitterkeit ausstrahlend, gleicht stark dem Jahrgang 1986, ist aber noch etwas feiner. Sicherlich ein Wein, den man zu unterschätzen geneigt ist, bis man ihn einmal in seiner vollen Genussphase erleben wird. Für mich fast auf dem gleichen Niveau wie der hochgejubelte 95er (18/20)!"
02: "Mitteltiefe Farbe. Verführerisches Malz-, Caramelbouquet, Kandiszucker, Kräuterbonbons, gedarrte Gerste. Seidiger, samtener Gaumen, sehr fein und bereits etwas zugänglich, im Finale Dörrpflaumen, Lakritze, Süssholznote und Earl Grey Tee, langes, elegantes Finale. Dieser 1996er wird dem genau zehn Jahre älteren 1986er immer ähnlicher! (18/20)."
04: "Süsses Pflaumen- und Feigenbouquet, Malztöne, erinnert an einen grossen Châteauneuf, zeigt sich offen mit mittlerem Tiefgang. Auch im Gaumen Malztöne zeigend, weiche Tannine, sanft erdig, die Frucht wirkt sanft kompottig und weist Spuren von Vierfruchtmarmelade auf, sanft kerniges Finale. Kann er sich nochmals erholen? Momentan liegt er, schon vom Preis her, weit hinter seinen Erwartungen. (17/20)."
07: "Recht dunkles Weinrot. Würziges, ziemlich tiefgründiges Bouquet, wirkt etws kühl, der Cabernet-Franc zeigt gemüsige Untertöne, Bakelit, Rauchnoten. Im Gaumen recht fein, samtig, noch eine fein pfeffrige Note in der stützenden Tannin-Säureverbindung zeigend, jung und noch zulegend, wird eine Art 94er werden, was ja nicht schlecht ist. 10: Wir tranken ihn auf der Alp Wisifluh direkt nach dem recht harten 1994 Angélus und das war dann so eine richtige Wohltat, geschmeidig weich, wenn auch (noch?) etwa diskret in der Aromatik. Ich würde noch warten. (18/20)."
12: "Kompaktes Granatrot, aufhellend, aber noch wenig Reifetöne. Die Nase ist würzig und recht tief, Bakelit, Korinthen, Teer, aber eher verhalten und auch die typische Cabernet-Franc-Süsse fehlt (noch?). Im Gaumen trockener Ansatz, hölzerner Fluss, eher rau im Extrakt, gibt sich eher als Médoc denn Saint Emilion und trägt noch viel Adstringenz in sich. Kommt er noch? Wohl schon, aber er wird sich im unaufregenden Bereich bewegen."
15: "Mattes, Purpur. Würzige Nase, Kardamom, Pfeffermehl, exoptische Hölzer, durch seine Würze zeigt er auch eine wunderschöne Tiefe. Im zweiten Ansatz immer noch viele Röstnoten und ein Hauch von Caramel vermittelnd. Dichter Gaumen aromatische Cabernet-Franc-Aromen, malzige Süsse. Die finalen Tannine sind noch gerbig und leicht mehlig, aber das kommt in den nächsten Jahren schon hin. Heisst, dass die Genussreife noch nicht da ist. (18/20)."
16: "Nach dem etwas ermatteten 1987er Pétrus war das richtig schön einen präsenten Wein im Glas zu haben. Der 1996er Cheval ist noch sehr jung, zeigt aber schon etwas mehr Würze wie Restfrucht. Will heissen; er dreht jetzt in die erste Genussreife. Wenigstens von der Nase her. Im Gaumen ist er noch sehr jung und die Tannine verlangen nach weiterer Flaschenreife. Auf alle Fälle wird er immer ein „rassiger Cheval„ bleiben, er hat nämlich Pfeffer im Arsch. (18/20). 17: Intoviert, dafür fleischig. Immer noch nicht ganz auf dem Peak. (18/20)."
18: "Er kommt einfach nicht so richtig aus sich heraus. Auch mit längerem Belüften nicht. Die Aromatik ist introvertiert. 20: Elmar brachte eine Flasche zum Brandenberg-Stamm mit. Die Farbe ist reif. Und das ist das einzige was an diesem Wein vorbehaltslos reif ist. Das Bouquet beginnt zögerlich, wirkt diskret und in dieser Diskretion findet man Kandis-Süsse, Lakritze, grünliche Cabernet-Franc-Spuren und vielleicht auch Anflüge von dunklem Leder. Je länger man sich mit diesem Cheval nasal beschäftigt, desto mehr versucht er sich in defensiver Konversation. Der Gaumen ist satt, zeigt aber eine cooles, dezent bitterer Extrakt. Das Fleisch wirkt (noch?) etwas zäh. Ich verfolge ihn jetzt schon viele Jahre und immer wieder. Ganz gross wirde er wohl nie, aber immerhin noch besser in den nächsten Jahren - glaube ich. Langes Dekantieren nützt."
René Gabriel 18/20 bis 2030
Quelle: www.bxtotal.com