Château Kirwan 2015

Château Kirwan 2015

Im Schatten jüngster Margaux Restitutionen vollzieht sich das einzigartige Aufblühen des reinsten Margaux jenseits des transzendenten Namensgebers der Appellation. Es ist das Verdienst von Philippe Delfaut, der einst von Chateau Palmer, also quasi aus der diametralen stilistischen Opposition zu Chateau Kirwan kam, inmitten der opulent ausgestatteten dritten Adelsklasse in Margaux einen Wundergarten an aromatischer Präzision und fundamentaler Eleganz gedeihen zu lassen und so einer Welt, die schon voller Margaux's ist, doch noch etwas Neues und ganz Unerhörtes zu bieten.

Mit Kurt Tucholsky's "Es gibt tausend Arten von Lärm, aber nur eine wirkliche Stille" assoziiere ich jenen Kirwan-Margaux, der in der Abkehr von extrovertiertem Gehabe das hohe Lied innerer Stimmigkeit, die ihre Balance aus der Harmonie der Attributsträger Frucht, Gerbstoffeinfassung, Säure und Extrakt erfährt, demjenigen zu flüstern weiss, der dort noch Unterschiede wahrnimmt, wo der Troß der Schwerhörigen unbeeindruckt weiterzieht.

Wenn eines der Merkmale eines gelungenen Margaux darin liegt, eine florale Aromenwolke so mit saftig frischer, reintöniger, subtiler und gleichwohl dezent erdverbundener Frucht zu amalgamieren, dass um ein feinsüsses und pulsierendes Beerenherz eine durch ein grazil-anmutiges Tanningewand definierte Aromenperipherie schwebt, dann ist der Kirwan 2015 der Margaux 2015.

Matthias Hilse 93-95 Punkte