Ad rem: Fassmusterbeschreibung

Sofern ich den Markt der Kritikereinschätzungen richtig überblicke, setzen sich die Beschreibungen von Fassmustern während der Primeur-Degustationen meist mit dem Bild auseinander, das der Wein im Moment der Ingaumennahme im Geiste des Verkosters entwirft. Dabei spielt jedoch gerade die Rezeption der ephemeren Erscheinungen eine überragende Rolle, also exakt derjenigen Primäreigenschaften, deren Transformation während der Reife des Weins in Sekundär- und Tertiäraromen die Frage erlauben sollte, ob denn dem Leser damit geholfen sei (bei der Entscheidung für oder wider einen Wein), zu wissen, wie das Fassmuster schmeckte.

Da ich der Meinung bin, ein deutungswerter Bordeaux verdiene eben mehr als die Aneinanderreihung von Fruchtnoten und die Ergötzung in der Frage, ob die Kaffeearomen eher peruanisch oder bolivianisch angehaucht sind – ja, da ich seinen Genuss eher mit dem eines Konzertabends oder dem Lesen eines weisheitbewährten Buches vergleiche, versuchen meine Beschreibungen, eine der Intensität und Komplexität der Wahrnehmung angemessene Sprache zu finden. Es geht dabei in keinem Moment darum, Ihnen ein Fassmuster so zu beschreiben, wie ich es wahrgenommen habe.

Was sollten Sie damit auch anfangen? Meine semantischen Auseinandersetzungen mit einem Wein, den es so, wie ich ihn verkoste, später garnicht zu kaufen geben wird, setzen im besten Fall bei Ihnen Assoziationen frei, deren archetypische Fixierung in meinen Sprachbildern ihre Bindungshoheit durch Ihre persönliche Einlassung verliert und in den Einflußbereich Ihrer eigenen Kreativität und Fantasie übergeht.

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