Katalog zur Bordeaux Subskription 2014

Beinahe jeder, der mit den Ausflüssen seiner intelligiblen oder sonstwie kreativen Produktivität ein Publikum erreichen möchte, sieht sich mit der Frage konfrontiert, in welcher Form die ökonomische Anerkennung in Zeiten, in denen es eine allgemeine Erwartungshaltung gibt, das Internet als omnivorer Marktplatz habe auch die spezialisiertesten Inhalte kostenfrei zur Verfügung zu stellen, heute überhaupt noch denkbar ist.

Der Datenhegemon Google honoriert zwar einerseits die Anreicherung einer Webseite mit Content; in dem Moment, in dem dieser aber der Verborgenheit der exklusiven Zugänglichkeit für einen seine Existenz in Form merkantiler Konkludenz honorierenden Kundenkreis entschwindet und allgemein verfügbar wird, schwächt Google als geniale Vergleichsplattform aber den, der viel Inhalt bietet (der ja irgendwie produziert werden muss und eben keine creatio ex nihilo darstellt), indem er demjenigen, der, weil er auf die Produktion von Inhalten verzichtet – also „genuines Humankapital“ einspart – und dadurch günstiger im Preis sein kann, monothematisch auf das Aufscheinen-Lassen der günstigsten Offerte ausgerichtet ist, den Vorteil superiorer Preisattraktivität andient.

In einem Dilemma, dessen Dimensionen sich in der möglichen Verweigerung von Contentproduktivität mit der damit verbundenen Vertiefung von Nichtexistenz oder umgekehrt in der Erzeugung von Eklektizismusopportunität in Form von Inhalten, nach deren Konsum der unbedarfte „User“ dann, quasi nun „bestens im Bilde“, getrost den Hafen ansteuern kann, der ihn mit den niedrigsten Anlegegebühren lockt, zeigen, braucht es die in der Hingabe an die Sache begründete Zuversicht, den Weg des grösseren Widerstands zu gehen.

Wir haben uns nun entschieden, dieses Dilemma, das ja die moderne Form des gordischen Knotens darstellt, dergestalt zu lösen, indem wir einerseits – zumindest auf das Thema Bordeaux bezogen – eine Webseite mit einer Fülle an Inhalten, die im deutschen Sprachraum sicherlich ohne Gleichen ist, ohne Zugangshürde anbieten, andererseits aber, nun auf die Subskription bezogen, einen mit einer Schutzgebühr versehenen Katalog erstellen, der in komprimierter Form zusätzlich zu den auf der Webseite versprengten Inhalten einige Farbtafeln mit Fotografien von Matthias Hilse enthält.

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Was die Apologeten kostenloser Inhalte gerne übersehen, ist das Argument der Preishaftigkeit von Zeit.

Derjenige, der sich ausführlich, z.B. über die Bordeaux Subskription 2014, informieren möchte, benötigt alleine für das Aufrufen der Einzelseiten, die sich zum Universum der AUX FINS GOURMETS-Gesamtofferte summieren, mehr als eine Stunde Zeit. Wenn dann einzelne Seiten noch ausgedruckt werden, um unterschiedliche Weine direkt gegeneinander zu vergleichen, kommen noch Kosten für Papier und Toner dazu.

Ein Argument, was aber bei einem Kulturerzeugnis wie Bordeauxwein, der ja eine explizite Lebenszeit mit einer dazugehörigen Lebenskurve, die meist erst einige Jahre nach der Flaschenabfüllung eine Phase erster Genussfähigkeit ausweist, eine enorme Rolle spielt, ist die zeitliche Dichotomie der Informationsgenese (nach der Fassverkostung) und des Informationsabrufs (in der Genussphase). Auch wenn man als Bordeauxkäufer sich in der Zeit der Subskriptionsphase mit Informationen online leicht versorgen kann, ist dies nach Ablauf einiger Jahre, wenn es dann darum geht, die Weine nicht nur zu verkosten, sondern das Verkostete dann auch mit einzelnen Kritikermeinungen zu kalibrieren, eher schwierig.

Hat man einen gedruckten Katalog zur Hand, der die Inhalte synoptisch leicht verfügbar macht, kann man sich viel leichter auf den Genuss des Weins einlassen, weil es da ein Kompendium gibt, in dem man das, was man gerne noch dazu wissen möchte, leicht nachschlagen kann. Der Katalog als Ausweis des Ruhens in der Zeit im Gegensatz zum Flirren des Ephemeren in kurzatmigen Online.

In diesem Sinne steht AUX FINS GOURMETS fortan für einerseits frei zugängliche Informationen im Netz und einen schutzgebührbewehrten Subskriptionskatalog als Druckerzeugnis andererseits.

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