Der Subskriptionsindex als Maßstab der Bordeaux Subskription

Wie in jedem Frühjahr, steht für Bordeauxliebhaber auch jetzt wieder die Frage im Raum, ob denn eine Subskription ihrer Lieblingsweine sinnvoll erscheint.

Es hat sich eingebürgert, einer Klärung dieser Unsicherheit hauptsächlich über die aufgerufenen Preise näherzukommen. Auch wenn das subjektive Gepräge dieses Zugangs dadurch abgemildert wird, dass die aktuellen Preise mit denen anderer, vermeintlich ähnlicher Jahrgänge, vergleichen werden, bleibt diese Vorgehensweise insuffizient, wie ich meine. Im Folgenden führe ich einige Argumente dafür auf, warum ich einen Subskriptionsindex für sinnvoll erachte.

Das Verkosten von Fassmustern, das dem Subskriptionswesen ja zugunde liegt, bedingt von den Akteuren analytisches Gespür und hermeneutisches Geschick zugleich, denn selbst wenn alle Verkoster etwas genau Identisches wahrnähmen, würden sie es doch in unterschiedliche Bezugserwartungen setzen. In diesem Sinn unterscheidet sich der Weinkritiker in einem wesentlichen Punkt von solchen Kollegen, die etwa Musikaufführungen oder Bücher rezensieren. Mit dem Fussballscout wiederum, der die Spiele der C-Jugend auf einen möglichen Ronaldo in spe hin beobachtet, gibt es die Parallele der Inblicknahme des Entwicklungspotentials. Während der Feuilletonist bestenfalls den Publikumserfolg pronostizieren kann, obliegt es dem Weinkritiker, in seiner Fassmusterbesprechung die zukünftige Biographie des Weins, ja seine Lebensleistung, zwar nicht ex ante, aber zum Zeitpunkt pubertierender Jeunesse, vorzuzeichnen.

Mit der Person des Verkosters liegt es in der Natur der Sache,  dass mit dessen Fähigkeit, quasi „subkutane“ Bezüge zu erkennen, das Kaleidoskop der relationalen Verankerungen umso facettenreicher wird, wie er selbst den Blick für solche Bezüge hat.

Wer einmal einen Wein verkostet hat, der ihn an die Grenzen der eigenen Sprachfähigkeit geführt hat, wird das Meer an Fruchtbezügen, in denen sich viele Weinbesprechungen beinahe schon erschöpfen, für unzulänglich halten im Erkenntnisverkehr mit einer so hochkomplexen Angelegenheit, wie guter Wein dies sein kann.

Da der Kunde sich bei Weinen, die in Subskription angeboten werden, i.d.R. kein Bild vor der Abfüllung machen kann, ist er auf die Einschätzungen der professionellen Verkoster angewiesen.

Diese können entweder das beschreiben, was ihnen das Fassmuster genau vermittelt (bei Jancis Robinson und auch bei Jean-Marc Quarin scheint mir das die Vorgehensweise zu sein), oder sie können ihre Prognose aufzeichnen, die sich natürlich am Muster orientiert, aber eben auch schon interpretiert (Parker hat das exzellent beherrscht).

Ich meine, eine Fassmusterbesprechung sollte sich am Muster zwar orientieren, dann aber das Verkostete auf seine Entwicklungsfähigkeit hin interpretieren. Was nutzt Ihnen als Kunden bei Ihrer Kaufentscheidung die Einschätzung eines ephemeren Sachverhalts, der zum Zeitpunkt Ihres Konsums keinerlei Relevanz mehr hat. Im Idealfall trinken Sie ja schliesslich einen reifen Wein.

Das o.g. war die etwas umständliche Umschreibung einer Sache, die als  babylonische Sprachverwirrung schon seit alters her mit der confusio lingarum einen Begriff hat. Da ich Ihre mögliche Verwirrung durch die Auflistung der Meinungen der massgeblichen Verkoster nicht zu reduzieren trachte, sondern im Gegenteil meine, die Bedingungen der Möglichkeit zur Transparenz, die das Internet bietet, seien eine Aufforderung zu philologischer Umtriebigkeit, möchte ich Sie mit so vielen Meinungen wie möglich vertraut machen.

Um Ihnen aber in diesem Potpourri etwas zum Orientieren bei der Frage nach der Sinnhaftigkeit eines Subskriptionsbezugs zu geben, habe ich schon vor einigen Jahren den Subskriptionsindex ersonnen.

Er zeichnet ein Bild aus einer Perspektive, die nicht nur die subjektiven Einschätzungen und den Preis, sondern auch solche Parameter wie Verfügbarkeit, Negociantstrategie, Marktenge, Klassifizierungspotential (St. Emilion) und Eigentümerstruktur im Blick hat und damit quasi ein Maßstab für das intrinsische Aufwertungspotential ist. Der Index hat sein Maximum bei 20 und gibt meine persönliche Antwort auf die Frage, ob es eine Opportunität zum Bezug in Subskription gibt. Ein Subskriptionsindex von 20 bedeutet, dass man den Wein nach meiner Einschätzung nur während der Subskription zu den originären, relativ fix am ex-Negoce-Preis orientierten Bedingungen einkaufen kann und sich dabei auch noch beeilen muss.

Dieser Beitrag wurde unter Bordeaux Subskription 2014 abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.