Chateau Haut-Batailley

Hätte das Hereinplatzen des deutschen Discounters, der in seinem Logo schon anzudeuten scheint, dass man dort gerne mit „i-Tüpfelchen“ spielt, in den eher soignierten Bordeauxmarkt nicht eine Resonanzwelle erzeugt, die beinahe jedes Kundengespräch auf dieses Thema lenkte, wäre mir die Offerte eines Negociants über Chateau Haut-Batailley 2005 womöglich überhaupt nicht aufgefallen.

Nun aber, nachdem ich mich mit dem Subjekt des dort offensichtlich erhofften Imagetransfers befasst hatte, schien es mir nicht unsexy zu sein, den jahrgangsgleichen Pauillac ebenfalls anzubieten. Im Internet zählt Reichweite, und natürlich hat ein Nischenanbieter bei aller Tiefe des Sortiments keine Chance, in der Breite mit etwas wahrgenommen zu werden, womit man auch schon von vorneherein nicht rechnet: einer Umkehrung der Verhältnisse.

Gleichwohl möchte ich diese Geschichte als Glücksfall betrachten, denn wer bisher kein Freund von Bordeaux, und schon gar nicht von Grand Cru Classés aus Pauillac war, dem macht dieser Weine seine adverse Haltung fast unmöglich.

2005 Chateau Haut-Batailley, Pauillac Grand Cru Classé:

So als wollte er zeigen, dass Samtpfoten auch einem Pauillac gut stehen, schleicht sich der Haut Batailley 2005, der schon in seinem Bouquet zeigt, dass Lautsein nicht sein Anliegen ist, in das Herz des Verkosters und düpiert die an Stigmata orientierte Erwartung sowohl, was Pauillac als auch, was 2005 betrifft. Zum Preis eines Schlucks eines jahrgangsgleichen Premiers bekommt man hier ein ganzes und gut gefülltes Glas eines fast hedonistischen Tropfens, mit einer Extraktion au point, die den Weichseln ebenso Platz zur aromatischen Entfaltung lassen wie den Veilchen; der Gaumenritt ist von berauschender Frische, die Tannine kleiden den Wein in ein Gewand von hoher Präzision, die Frucht schiebt sich auf einer gut geerdeten und in feinstes Kaffeegeleit gefassten Druckwelle einem von saftigem Esprit bereicherten, langen und aromatisch inspirierten, säureanimierten Finale entgegen.

Matthias Hilse: 93+ Punkte

Genußreife: jetzt bis 2025

Genußindex: 19 Punkte

Haut-Batailley-05blog

Chateau Haut Batailley entstand im Jahr 1942 aus einer Abspaltung von Chateau Batailley, indem von den Borie-Brüdern Marcel Chateau Batailley und Francois Chateau Haut Batailley übernahm (die Gründe dürften erbschaftssteuerbedingt gewesen sein). Francois Borie konnte durch den Zukauf einer Duhart Milon gehörenden Parzelle 1951 das Weingut auf seine heutige Größe von 22ha erweitern.

1953, nach dem Tod von Francois Borie, erbte dessen Tochter Francoise des Brest-Borie Chateau Haut Batailley und beauftragte ihren Bruder, Jean-Eugene Borie mit der Verwaltung des Familienweinguts. Aktuell wird Haut Batailley von Jean-Eugene’s Sohn Francois-Xavier und dessen charmanter Tochter Emeline geleitet.

Die Weinberge von Chateau Haut Batailley liegen hauptsächlich im Süden der Appellation Pauillac, und die Nachbarschaft zur Appellation Saint-Julien zeigt sich deutlich in den Weinen von Haut-Batailley, denen eine für Pauillac sonst eher unübliche feminine Grazie und Delikatesse eigen sind. Daher verwundert es kaum, wenn der Großdegustator Robert Parker und dessen Adepten, die besonders bei Fruchtopulenz und Extraktionsdichte nicht gerade wenig mit hohen Bewertungen geizen, Chateau Haut-Batailley etwas stiefmütterlich behandeln.

Mit den Investitionen seit 2006 in Chateau und Keller ist es nun möglich, die Ernte mit parzellenweiser Verarbeitung wesentlich konziser in Wein, zu dessen Bereitung 65% Cabernet Sauvignon, 25% Merlot und 10% Cabernet Franc angebaut werden, umzusetzen.

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