Überlegungen zur Bordeaux Subskription 2013

Was würden Sie von der Konzertbesprechung eines Musikkritikers halten, dessen erläuternde Worte zu den Grundbedingungen seiner Rezension den Verlust der eigenen Unvoreingenommensheitunschuld aufgrund hegemonialer Meinungsstrukturen zu entschuldigen versucht? Um etwas deutlicher zu fragen: Was würden Sie von der Aussage eines Kritikerprofis halten, der den Verlust der  Genuität seines Tuns mit der eigenen Schwäche, sich „proklamierten Vorgaben“  nicht entziehen zu können, begründet, und damit konzediert, auch nur ein weiteres Glied in der Kette der Fackelträger weboriginärer Eklektik zu sein?

Wer schon etwas länger die Veröffentlichungen zum Thema Subskription auf diesem Blog verfolgt, dem dürfte nicht entgangen sein, dass die hier favorisierte Vorgehensweise in diametraler Opposition zu dem Geschilderten (das übrigens in Rene Gabriels Verkostungsnotiz zu Ch. Haut Brion rot 2013 nachzulesen ist) steht. Nur die konsequente Enthaltsamkeit im Hinblick auf Sachverhalte, die die eigene Urteilssouveränität zu beeinträchtigen vermögen, kann der richtige Weg sein, Ihnen und damit denjenigen, die sich eben keine eigene Meinung von der Sache haben bilden können, die genuin eigene Einschätzung zu dokumentieren.

Wenn der Kritiker derjenige ist, der unabhängig über etwas urteilt, dann ist es gerade in Zeiten globusumspannender Informationen wichtig, die Bedingungen überhaupt der Möglichkeit, ein Kritiker zu sein, zu reflektieren und zu beleuchten.

Den aufmerksamen Lesern dürfte nicht entgehen, dass die Einschätzungen der professionellen Zunft sich oft an einfachen „Landmarken“ orientieren: meist sind die Premiers und ihre Pendants auf der rechten Seite mit der Nase vorne, und irgendwie ist, mit wenigen Ausnahmen, die Klassifikation von 1855 der Kompass, nach dem die Abstufungen nach unten erfolgen.

Besonders denjenigen, die den AUX-FINS-GOURMETS-Einschätzungen aus den letzten Jahren eine gewisse Zuverlässigkeit attestieren können, sei zugerufen: Bordeaux 2013 ist nicht deshalb ein schwieriges Thema, weil die Weine es nicht wert wären, präziser beurteilt zu werden, sondern weil es einen generellen Mangel an Unabhängigkeit zu beklagen gilt und es wenige Kritiker gibt, die die Chuzpe haben, sich auf ihr eigenes Rezeptionsinstrumentarium zu verlassen.

Die AUX-FINS-GOURMETS-Liste der Top-Réüssiten Bordeaux 2013 sieht so aus:

Wein Appellation MH
Pontet Canet Pauillac 95-97
Eglise Clinet Pomerol 94-96
Leoville las Cases Saint-Julien 94-96
Tertre Roteboeuf Saint-Emilion 94-96
Vieux Chateau Certan Pomerol 94-95
Ducru Beaucaillou Saint-Julien 93-96
Ausone Saint-Emilion 93-95
Calon Segur Saint-Estèphe 93-95
Dome Saint-Emilion 93-95
Figeac Saint-Emilion 93-95
Malartic Lagraviere weiß Pessac-Léognan 93-95
Margaux Margaux 93-95
Montrose Saint-Estèphe 93-95
Palmer Margaux 93-95
Pape Clement Weiß Pessac-Léognan 93-95
Leoville Poyferre Saint-Julien 92-95
Roc de Cambes Côtes de Bourg 92-95
Troplong Mondot Saint-Emilion 92-94+
Canon Saint-Emilion 92-94
Clos Fourtet Saint-Emilion 92-94
Conseillante Pomerol 92-94
Cos d’Estournel Saint-Estèphe 92-94
Gazin Pomerol 92-94
Gruaud-Larose Saint-Julien 92-94
Haut-Brion rot Pessac-Léognan 92-94
Lafite Pauillac 92-94
Leoville Barton Saint-Julien 92-94
Pape-Clement Pessac-Léognan 92-94
Pichon Comtesse Pauillac 92-94
Rauzan Segla Margaux 92-94
Saint Pierre Saint-Julien 92-94
Vieux Chateau Mazerat Saint-Emilion 92-94
Cantenac Brown Margaux 91-94
Haut Bailly Pessac-Léognan 91-94
Issan Margaux 91-94
Lagrange Saint-Julien 91-94
Pichon Baron Pauillac 91-94
Smith Haut Lafitte Rot Pessac-Léognan 91-94
Violette Pomerol 91-94
Dieser Beitrag wurde unter Bordeaux Subskription 2013 abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.