Château Pontet Canet 2013

Keine Ernte zuvor hat die Stringenz der eigentlich attributiv intendierten Bezeichnung „Protopauillac“ für Château Pontet Canet so sehr belegt wie der Jahrgang 2013, in dem eine Philosophie, die zunächst von vielen belächelt wurde, bis dies selbst zunehmend lächerlich wurde, sich als den herkömmlichen, traditionellen – und weniger riskanten Herangehensweisen, einen Pauillac zu vinifizieren, überlegen erweisen konnte, und somit der Begriff Protopauillac nicht nur synomym mit Pontet Canet wurde, sondern zugleich auch mit dem besten Wein der Appellation – und dem ganzen Bordelais.

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Dass die retroavantgarde Pontet-Canet-Signatur zumindest insoweit die Claqueure auf den Plan ruft, dass nun überall Pferde ihr memtischen Unwesen treiben, darf man getrost als einen Ausflug in das unerschöpfliche Terrain des Holzwegs betrachten.

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Verkostungsnotiz:

Der sattrubine Pauillac, der das über das normale zeitliche Maß hinausgehende Schwenken mit immer neuen Duftschüben, in denen sich warme Aromenkaskaden, die an exuberante exotische Gewürze ebenso erinnern wie an hauchzartes florales Blütengelüft, auf ein solides Rotbeerfundament, das sich ein wenig in die noch dunkleren Fruchtbereiche diffundiert, in mit jedem Atemzug neu entlfammender Intensität in perpetuierender wechselseitiger Durchdringung stürzen, honoriert, transzendiert mühelos die vielbeschworene Bordeauxklassik.

Trotz der ungemeinen attributiven Fülle des mit  feinster burgundischer Noblesse gesegneten Safts gleitet das aromendichte, frischestrotzende, brillantklare, vollreife Pauillacelixir schwerkraftenthoben, im Stil eines flüssigen Apercu, in beeindruckender Reinheit, in deren höchster Ausprägung sich die Opulenz des Instrinsischen offenbart, mit der Aura dessen, der sich nicht umblicken wird, druckvoll durch den Gaumen, der so gerne das rückwändige Gleiten der oralen Enthemmung vorziehen würde, und läßt in seinem epischen Nachhall die Sehnsucht keimen, ihn bald im Glas haben zu dürfen.

Matthias Hilse: 95-97 Punkte

PC_DSC_9039 Vergleicht man die Erntedaten der besonders gelungenen Médoc-Weine miteinander, scheint sich mir die Überlegenheit biodynamischer Prinzipien vor allem darin zu zeigen, dass in einem merlotarmen Jahr Pontet-Canet die einzigartige Souplesse seines Weins der Restitution des ansonsten im extremsten Fall (Pichon Comtesse) gänzlich ausgelassenen Opulenzträgers Merlot zu verdanken hat. Lassen sich die Bordeaux 2013 meist als säurefrische, asketisch-schlanke, manchmal fast sehnige Weine bezeichnen, konnte man sich als Verkoster nur selten im Licht voller Reife und hedonistischer Extravaganz wärmen.

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