Chateau Montrose 2016 – ein Phantom

Es gab Momente, da musste es schon noch der fernöstlich angesagteste Bordeaux sein, um unerkannt in die Katakomben globaler Nachfrage zu entkommen. Das war quasi eine Flucht erster Klasse – und vielleicht war es den Verantwortlichen der Domaines Lafite Rothschild selbst nicht so ganz geheuer.

Zeiten, die es fertig bringen, solche ehemaligen Duplizitäten wie „positiver Zins“ zu enttautologisieren, bergen das Potential, post-revolutionäre-Faktizität zu schaffen, denn wenn der König nun leblos ist, lebt der König eben nicht weiter. Die ubiquitäre Transparenz des Internets nämlich legitimiert nach Können, kaum noch nach Genealogie.

Montrose-ch

Da „Können“ in Fragen sensorischer Rezipienz Geschmackssache ist, hat es eine Weile gebraucht, bis die real verfügbaren Fass- und Flaschenmuster in ihrer Eindringlichkeit den Vollzug der Inversion melden konnten: Denn mit dem Bordeaux Jahrgang 2016 ist eine Wachablösung vollzogen worden, die die Riege der Premier Crus in die Obhut sekundärer Relevanz verlegt.

Wenn nun der monolithische Montrose 2016 DER BORDEAUX ist, der en passant in die Kategorie „wie vom Erdboden verschwunden“ defiliert, dann hat er dies nicht nur seinem einzigartigen Bordeauxsein zu verdanken, sondern vor allem auch der Unentschlossenheit derjenigen, die sein Abtauchen durch beherztes Zugreifen zumindest hätten deutlich erschweren können.

Die Geschichte des Entgleitens des Überbordeaux Montrose 2016 in die Sphäre des Phantoms rührt auch an der Rolle der Negociants. Deren primäres Ausrichten auf eine stabile Bilanzimmanenz ist die Tinte, mit der die Phantasie der Bordeaux-Aficionados den Mythos paraphiert.

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